After Action Review (Einsatznachbearbeitung)

 

1. Zweck

Hält man sich unser von Gewalt unterhalb der Kriegsschwelle geprägte Einsatzbild vor Augen, so erkennt man, dass der einzelne Soldat unter enormen psychischen Druck steht: Die Schutzinfanterie muss in Übereinstimmung mit dem Haager Recht (1907) Waffe und Uniform offen tragen und ist somit für seinen potentiellen Gegner, welcher als nichtstaatlicher Akteure nicht an dasselbe Recht gebunden ist und sich deshalb getarnt im zivilen Umfeld bewegen kann, klar zu erkennen. Neben dieser offensichtlichen Asymmetrie der Vorgehensweisen, welche dem Gegner die Überraschung in jedem Fall zusichert, da dieser Ort, Zeit, Mittel und Vorgehen nach seinem Gutdünken wählen kann, gesellt sich dann auch noch die notwendige Einschränkung der eigenen Gegengewaltanwendung durch Einsatzweisungen (rules of engagement) der politischen Behörden. Die erwähnte Unsichtbarkeit des Gegners verdeutlicht, dass Nachrichten über diesen vorallem über die Zivilbevölkerung und durch eigene Beobachtungen eines jeden Soldaten zu gewinnen sind. Der psychische Druck, der einerseits von der Tatsache des eigenen Exponiertseins und andererseits vom Bewusstsein der gegnerischen Möglichkeiten erzeugt wird, rufen notgedrungen, besonders gepaart mit traumatischen Erlebnissen während des Einsatzes, psychische Kampfreaktionen hervor. Diesen kann jedoch mit Aussicht auf gute Rekonvaleszentschancen begegnet werden, wenn der betroffene Soldat unverzüglich in Rahmen der eigenen Einheit von Kameraden und durch Direktvorgesetzten über seine Einsatzerlebnisse befragt wird. Der Patient wird erst dann ins Spital zurückgeschoben, falls sich keine Verbesserung des psychischen Zustandes innerhalb 72 Std abgezeichnet hat. Die Befragung nach Erlebnisse nach einem Einsatzes (Debriefing) bezweckt zudem, neue Erkenntnisse über die gegnerische Doktrin und über die Tauglichkeit der eigenen Einsatztechnik herauszuschälen, damit der eigene Mittelansatz den Vorgehensweisen resp. die eigene Vorgehensweisen dem zu Verfügung stehenden Mittelansatz zur Erreichung der gesteckten Zielen angepasst werden können.

Mit einer konsequent und systematisch durchgeführten Einsatznachbearbeitung (After Action Review) werden demnach drei Zielsetzungen gleichzeitig verfolgt:

  1. Reduktion von posttraumatischen Belastungsstörungen
  2. ununterbrochenes Lernen und Verbessern der eigenen Einsatzdoktrin
  3. ständige Nachrichtenbeschaffung

 

2. Checkliste für die Einsatznachbearbeitung

Jeder Verband, sei dies eine Doppelpatrouille oder die Einheit, hat sich nach jedem Einsatz Rechenschaft darüber abzulegen, wie die Aktion resp. die Auftragserfüllung abgelaufen ist. Die untenstehenden Fragen sollen dazu konsequent vom jeweiligen Verbandsführer in Kooperation mit seinen Unterstellten erarbeitet werden und seiner vorgesetzte Stelle präsentiert werden.

zurück zu Tips und Tricks