One Hundred Days

Der Aufbau der Task Force und operativer Entscheid

Admiral Sandy Woodward

 

Vortrag gehalten von C.M.V. Abegglen (1996) im Rahmen des Diplomstudiums an der MFS

 

Thema

In der folgenden Stunde werde ich Ihnen den Aufbau der Task Force für die Operation 'CORPORATE', wie der Falkland Krieg mit seinem Decknamen genannt wurde, näher bringen. Weiter werde ich versuchen, den operativen Entscheid und die Überlegungen, die dazu führten, darzustellen.

 

Zielsetzung

Am Schluss meiner Ausführungen sollten Sie in der Lage sein,

1. das strategische Gedankengut, welches das britische Denken beeinflusst, zu verstehen und

2. die ausschlaggebenden Faktoren der Lageanalyse auf strategischer wie auch auf operativer Ebene nachzuvollziehen können.

warum?

Nur mit dem Hintergrundwissen der in einem Lande gängigen strategischen Konzeption und nur durch das Beleuchten der Faktoren einer Lagebeurteilung können die Gedanken, die zu einem Entschluss führten resp. führen können, verstanden werden.

 

Ablauf

Nach wenigen einleitenden Ausführungen zur Person Woodward und über seine militärische Laufbahn, möchte ich kurz das strategische Denken von Liddell Hart in seinen Grundzügen repetieren.

In einem zweiten Teil wird der Aufbau der Task Force beschrieben, um in einem dritten Teil zum operativen Entscheid zu gelangen.

Im Schlusswort sollen zuletzt die Kernaussagen zusammengefasst werden.

1. Vorbemerkungen

1.1. Sandy Woodward

1.1.1. Privatmann

Woodward wurde 1932 geboren. Sein Vater war Bankangestellter in einer Filiale der Barklays. 1960 heiratete er und ist Vater zweier Kinder.

Sein Charakter ist durch seine brennende Neugierde und durch sein hartnäckiges Hinterfragen des status quo geprägt. Neben den eben genannten Qualitäten ist wohl denn auch noch diejenige der Bescheidenheit zu setzen: So behauptet Sandy Woodward, in seinem ganzen Leben nie etwas Hervorragendes geleistet zu haben und führt den Beweis dafür selbst an: er wurde nur zweimal in seinem Leben ausgezeichnet; in seinem 7ten Lebensjahr für einen Aufsatz und in seinem 50sten Lebensjahr als er zum Ritter geschlagen wurde.

 

1.1.2. militärische Laufbahn

Im Alter von 13 Jahren trat Woodward dank einem gewonnen Stipendiums am 5. Januar 1946 in die Navy ein: und zwar in das Britannia Royal Naval College. Die College-Ausbildung dauert 5 Jahre, wobei das letzte Jahr im Sinne eines Praktikums zu See als Kadett zu absolvieren war.

Woodward graduierte als Achter von 44 Studenten und erhielt nach dem Praktikum seine erste Dienststelle auf einem U-Boot-Depot-Schiff.

Mit 20 hatte Woodward den Junior Officers War Course im Royal Naval College zu besuchen. Dort wurde unter anderem Kurse wie Fliegerei, Navigation, Torpedo und Anti-U-Boot Kampf, Ballistik, Elektronik, Kampf der verbundenen Waffen und Administration gelehrt.

Nach diesem Kurs galt es sich in einem Gebiet zu spezialisieren: Da Woodward auf die Frage nach seinem Wunsch unschlüssig antwortete, wurde er in die U-Boot Abteilung zur Weiterbildung gesandt.

Als U-Boot Spezialist erhielt er 1960 als 28jähriger sein erstes Kdo über ein konventionelles U-Boot. Nach 2jähriger Ausbildertätigkeit im Commanding Officers Qualifying Course erhielt Woodward 1969 das Kdo über ein Atom-U-Boot.

1972 besuchte er das Royal College of Defense Studies und wurde daraufhin als 40jähriger zum Captain befördert, um anschliessend im Kriegsministerium als Assistant Director im Bereich Kriegsführung in der Sektion Naval Plans tätig zu werden.

1974 kehrte er zur See zurück und war Inspektor der U-Boot-Abteilung, verantwortlich für die Vorbereitung der zur Revision trocken gelegten Boote inkl. ihrer Crew für ihren Wiedereinsatz.

1976 kommandierte Woodward zum erstenmal ein Schiff, das auf der Oberfläche schwimmte: die Sheffield.

1978 wurde er als Director of Naval Plans ins Kriegsministerium zurückbeordert.

Am 7. Juli 1981 wurde Woodward zum Rear Admiral befördert und übernahm den Dienst eines Flag Officers über die First Flotilla: er war also einer von 3 Admiralen, die zu See fuhren.

1982 befehligte er in seinem 50igsten Lebensjahr die Südatlantik Task Groups während des Falkland Krieges: weniger weil er der Bestqualifizierte von den 3 zu See fahrenden Admirale war, sondern weil er mit seiner Flotilla am nächsten beim Operationsraum war. Denn zur Zeit der argentinischen Invasion führte Woodward eine Flottenübung bei Gibraltar durch.

1984 wurde Woodward zum Vice Admiral befördert.

1989 trat der Admiral in den Ruhestand.

 

1.2. Liddell Hart: Grundzüge seines strategischen Denkens

Um die Überlegungen Woodward's vollständig nachvollziehen zu können, müssen wir einen Blick in die strategische Gedankenwelt der Briten werfen. Das strategische Denken der Briten ist nachhaltig von den strategischen Überlegungen des Militärthistorikers Liddell Hart geprägt.

Dem Giftgas im Ersten Weltkrieg an der Westfront zum Opfer gefallen, suchte er dem operativen Unvermögen der Heeresleitung, deren geistige Flexibilität in der Statik des Grabenkrieges verharrte, mit seinem Konzept des indirkten Vorgehens Abhilfe zu leisten.

Hier soll nun dieses Konzept in groben Zügen skizziert werden.

 

1.2.1. Indirektes Vorgehen der direkten Strategie

Überraschung und Bewegung sollen den Gegner zuerst aus dem physischen wie auch aus dem psychischen Gleichgewicht bringen. Erst wenn die gegnerische Führung im Glaube der Aussichtslosigkeit gelähmt ist und erst wenn der gegnerische Widerstand dadurch maximal verringert ist, soll zum entscheidenden Schlag ausgeholt werden.

Dabei ist immer die eigene Stärke auf die gegnerische Schwachstelle zu konzentrieren.

Liddell Hart formuliert dafür 8 Maximen, die sowohl auf operativer wie auch auf taktischer Ebene gelten: Folie: 8 Maximen

 

1.2.2. 8 Maximen

1. Stimme Dein Ziel auf die zur Verfügung stehenden Mittel ab.

2. Verliere das Ziel nie aus den Augen.

3. Wähle den Weg, den der Gegner am wenigsten erwartet.

4. Nutze die Richtung des geringsten Widerstandes aus.

5. Wähle eine Operationslinie, die verschiedene Ziele anbietet und somit bedroht.

6. Stelle sicher, dass sowohl Dein Kapfplan als auch die einzelnen Dispositionen flexibel sind, sodass sie sich den Verhältnissen anpassen können.

7. Wirf Dich nie auf einen Gegner, der auf der Hut ist.

8. Nimm keinen Angiff in der gleichen Richtung oder gleicher Form auf, wenn der erste fehlgeschlagen ist.

1.3. Begriffserklärung: strategische Ebene und operative Ebene

Damit wir auch im Begrifflichen vom Gleichem aus gehen, möchte ich kurz erläutern, was ich unter strategischer Ebene resp. operativer Ebene verstehe.

Wenn ich von der strategischer Ebene einer Kriegsunternehmung spreche, so verstehe ich darunter alles dasjenige, was einerseits sich in konzeptioneller, theoretischer Art und Weise mit der Kriegführung beschäftigt und andererseits alle Faktoren einer Kriegsunternehmung, die sich nicht durch das Resultat eines Zusammenstosses der Streitkräfte ergeben.

So schliesst die strategische Ebene folgendes ein:

1. Politik: Sie formuliert die Zielsetzung eines kriegerischen Unternehmung

2. Strategie: Sie formuliert die strategische Vorgehensweise und bedient sich im Hinblick auf die Zielerreichung aller zur Verfügung stehenden Machtmittel wie Diplomatie, Wirtschaft, Kultur, Ideologie, Informatik und Streikräfte im Rahmen der Direkten und Indirekten Strategie.

Die operative Ebene beinhaltet demnach denjenigen Bereich, der sich mit der praktischen Umsetzung der Vorgaben der strategischen Ebene beschäftigt. Das beinhaltet

1. Die Strategie im engeren Sinne (Kriegs-Strategie):

Das ist der Bereich der Armeespitze, welche die Vorgaben der strategischen Ebene in operative Ziele für die Streitkräfte umformuliert. Dabei stimmt die Armeespitze die Zwischenziele auf die vorhandenen Mittel im Hinblick auf das Endziel ab.

2. Aufbau der Task Force

 

2.1. Lagebeurteilung auf strategischer Ebene

2.1.1. Eigene Mittel und Möglichkeiten

Als argentinische Marines am Freitag 2. April 1982 um 0400 auf Falkland landeten, um ihrer Malvinas zu befreien, war der britische Premier Margaret Thatcher seit zwei Tagen schon im Bilde, was Argentinen beabsichtigte. Und ihr Entschluss stand fest: Die Falkland Inseln müssen zurückgefordert werden.

Da eine Verteidigung der Inseln aus zeitlichen, logistischen und infrastrukturellen Gründen ausserhalb des Möglichen lag, stellte sich einzig die Frage, wie eine Rückforderung der Inseln zu erfolgen habe. Durch Appeasement? England? Nie wieder!, durch eine kollektive Aktion via UNO? käumlich!

Premier Thatcher holte dann auch sofort den Rat von Experten ein.

Die Ausgangslage, die schliesslich zur argentinischen Invasion führte, war wie folgt:

1981 stand die Beschaffung des strategischen Waffensystems Trident an. Diese U-Boot-gestützte SLBM können geschützt vor einem nuklearen Präventivschlag bis zu 128 Gefechtsköpfe unabhängig voneinander einsetzen. Obwohl Trident eine Dissuasionswaffe strategischer Art ist, wurde sie auf Kosten des Budgets der Navy beschaffen. Hinzu kam noch, dass die Defence Review von 1981 ein Budgetkürzung für die Navy vorsah, die 2mal so gross war als diejenige der Army und 7mal so gross wie diejenige der Royal Air Force.

Dies hätte die Veräusserung der Flz-Träger Hermes und möglicherweise Invincible zur Folge gehabt, sowie die Streichung aller amphibischen Kräften und die Stillegung von 9 Zerstörer und Frigaten. Das bedeutete, dass die Navy voraussichtlich 8000-10'000 Mann, d.h. um rund 15% verkleinert worden wäre.

Die Defence Review war Ausdruck für die Einbindung und Konzentration Grossbritanniens auf die europäische Kontinentalverteidigung im Lichte der sowjetischen Überfallsgefahr. Die etablierten und weltweiten Verpflichtungen langfristiger nationaler Interessen wurden hintangestellt.

Die Chance einer gewaltsamen Rückforderung der Malvinas zeichnete sich für die argentinische Führung in absehbarer Zeit ab ...

An der Frage, ob eine militärische Aktion für die Rückforderung der Falkland Insel im Falle einer argentinischen Invasion eine realisierbare Option sei, schieden sich die Expertenmeinungen:

a) Die US Navy betrachtete eine Rückeroberung der Inseln als eine militärische Unmöglichkeit.

b) Das britische Kriegsministerium glaubte, dass eine militärische Lösung zu risikobehaftet sei.

c) Die Army sah im möglichen Kräfteverhältnis eine ungünstige und daher schlecht beratene Ausgangslage.

d) Die RAF sah für die Navy keine Überlebenschance, da ihr wegen den zu weit entfernten Luftwaffenbasen der notwendige Luftraumschutz fehlen würde. Und schliesslich

e) sah der bitische Verteidigungsminister (John Nott) eine militärische Intervention dem Untergang geweiht, da ansonsten ein Erfolg die Defence Review über den Haufen werfen würde.

Einzig der First Sea Lord, Admiral Sir Henry Leach, war davon überzeugt, dass die Royal Navy eine militärische Operation zur Rückeroberung der Falkland Inseln durchzuführen in der Lage sei. Er überzeugte den Premier, dass die Navy die argentinische Flotte von der See vertreiben würde, dass die Navy Angriffe der rund 200 argentinischen Kampfflz überleben würde, um eine genügend grosse Streitmacht an Land zu bringen und diese genügend lang zu unterstützen, bis die argentinische Garnison geschlagen sein würde.

Eine Seeblockade dagegen stand ausser Frage, da einerseits nicht genügend Mittel für eine langwierige Abriegelung der Inseln zu Verfügung stünde und andererseits weil eine Blockade auch die britische Bevölkerung auf der Insel aushungern würde.

Margaret Thatcher gab dem First Sea Lord für die Bildung einer Task Force ihr Einverständis.

 

2.1.2. Umfeld

Als Verbündeter konnte Grossbritannien mit den USA rechnen. Diese Weltmacht bemühte sich nicht nur auf diplomatischen Weg die argentinischen Besetzer zur Räumung der Inseln zu bewegen, sie verhängten gegenüber Argentinien Wirtschafts- und Militärsanktionen und das, obwohl Argentinien enge Verbindungen zu den USA pflegte. Weiter unterstützten die USA Grossbritannien in jeglicher Art und Weise mit Ausnahme von eigenen Kampf-Truppen: Die amerikanische Hilfe umfasste Waffenlieferungen (Sidewinder, Stinger), Treibstofflieferung, zu Verfügungstellen von Infrastruktur (Ascension: britisch aber von den USA geleased, diente mit ihrem Flpl als vorgelagerte Basis) und schliesslich stellte die USA Kanäle der wichtigen Satellitenkommunikation für Grossbritannien frei.

Der Krieg sollte eine begrenzte Aktion in Raum und Zeit sein:

Operative Notwendigkeiten forderten einen straffen Zeitplan, den es einzuhalten galt, wollte man als Sieger hervorgehen.

Politische Rahmenbedingungen liessen eine Ausweitung des Krieges durch einen Zufall resp. Umfall oder beabsichtig auf keinen Fall zu: Ein versehentlicher Abschuss einer zivilen Linienmaschine oder ein Scharmützel mit sowjetischen Streitkräften, welche die Task Force ständig zu Luft und zur See beschatteten, würde die Einstellung der Hilfeleistungen der USA sofort zur Folge haben.

 

2.1.3. Zeitfaktor

Es versteht sich von selbst, dass nur ein kurzwieriger Krieg in der beabsichtigten Intensität politisch tragbar ist. Nicht nur Sachzwänge der operativen Ebene fordern einen kurzen entscheidenden Waffengang, sondern auch auf strategischer Ebene die Politik, will man die vollumfängliche Unterstützung des Volkes geniessen.

 

2.1.4. Aufgabe (Auftrag)

Die politische Führung fasste die Auftragserteilung an die Task Force in folgender Formulierung:

'...to land...with a view to repossessing the Falkland Islands.'

Was soviel bedeutet wie:

Die Task Force

· landet Streitkräfte und

· hält sich bereit die Falkland Inseln zu nehmen.

Die Einschränkung des Auftrages durch die Phrase 'hält sich bereit' war ein politischer Schachzug. Sollte die UNO den Krieg zu einem Halt beordern, hätte Grossbritannien eine bis an die Zähne bewaffnete Enklave auf den Falklands etabliert gehabt, bereit loszuschlagen, sofern die argentinische Führung UNO Resolutionen missachten sollten.

Erst am 11. Mai 1982 wurde die Auftragserteilung folgendermassen angepasst: Folie: 'Auftrag II'

'...with a view to repossessing...' wurde durch '...to repossess...' ersetzt:

Die Task Force

· landet Streitkräfte und

· nimmt die Falklandinseln

 

2.2. Entschluss

Es wurde entschieden, die erste Flottila unter dem Kommando von Rear Admiral Woodward für die Operation 'CORPORATE' einzusetzen. Die Task Force sollte in der Lage sein für eine bestimmte Zeitdauer, zu See, zu Luft und auf Land zu kämpfen. Dafür wurde sie aus einer Flugzeugträgerkampfgruppe unter dem Kommando von Woodward, aus einer amphibischen Gruppe mit logistischen Mitteln unter dem Kommando von Commdore Clapp und schliesslich aus einer Landungsgruppe unter dem Kdo von Br Thompson zusammengestellt.

Rear Admiral Woodward sah sich als älterster Kdt der Task Force als Verantwortlicher vor Ort. Doch wie man auf der Folie erkennen kann, war der Kdt der Task Force Admiral Fieldhouse, der von Northwood aus befehligte. Ihm rapportierten alle Task Group Kdt direkt.

Doch zurück zur Task Force Zusammenstellung:

Die Carrier Battle Group bestand aus

· 2 Flugzeugträger mit insgesamt

a) 3 Harrier Staffeln, wovon 2 Staffeln aus total 20 Sea Harrier für den Raumschutz und 1 Staffel Harrier für den Erdkampf bestimmt waren. Die Erdkapfstaffel wurde jedoch erst mit dem Nachschub per Cargoschiff nachträglich geliefert; Sea King

b) 3 Staffeln Sea King Helikopter für Anti-U-Boot- und Transportaufgaben waren ebenfalls auf die beiden FlzTräger verteilt.

Die Carrier Battle Group beinhaltete zudem

· 5 Zerstörer der County Klasse und des Typs 42, Zerstörer (Sea Dart)

· 9 Fregatten der Typen 21 und 22 sowie der Rothesay Klasse und Leander Klasse, Fregatte (Sea Wolf)

· 4 Tanker, sowie (Sea Dart) Log

· 4 Versorgungsschiffe.

Die Amphibious Group setzte sich aus folgenden Mitteln zusammen:

Aus

· 2 Landing Assault Ships und LAS

· 6 Landing Ships Logistics. LSL

Zudem wurden aus der Privatwirtschaft

· 3 Kreuzfahrtschiffe (Uganda, Canberra und Queen Elizabeth II), wovon die Uganda als Spitalschiff diente, sowie Canberra

· 4 Cargo/Passagierschiffe militarisiert.

Der Amphibious Group waren bis zum Zeitpunkt der Landung die Landstreitkräfte zugewiesen. Die Landstreitkräfte setzten sich folgendermassen zusammen: Aus

· 3 Commando Brigade, die aus:

  • 5 Füs Bat bestand, nämlich

    a) 40 Cdo RM

    b) 42 Cdo RM

    c) 45 Cdo RM

    d) 2 Para und

    e) 3 Para.

  • Zudem gehörten zur 3 Cdo Br:

    4 Scorpion und 4 Scimitars Pz, Pz

    4 Art Bttr (10,5 cm),

    1 Bttr Rapier, sowie

    das Cdo Brigade Air Squadron, das aus:

    a) 9 Gazelle Helis und Heli

    b) 6 Scout Helis bestand.

    Und schliesslich wurde der 3 Cdo Br auch Special Forces unterstellt: nämlich

    a) Teile des 22nd Special Air Service Regiment's und

    b) ein Special Boat Squandron.

    Dazu kam die schwimmende Logistikbasis, die aus

    · 15 Container/Cargoschiffe,

    · 15 Tanker,

    · 4 Reparaturschiffe und

    · 3 Schlepper bestand.

    Sie alle wurden ebenfalls von der Privatwirtschaft herausgezogen und militarisiert.

    3 nuklearbetriebene U-Boote waren direkt dem Flag Officer Submarines des Flottenhauptquartiers in Northwood U.K. unterstellt.

    Als Verstärkung für Ausfälle und Ersatz wurden später noch zusätzliche Mittel in den Südatlantik geschifft: nämlich

    · 6 Fregatten des Typs 21 und der Leander Klasse,

    · 3 Zerstörer der Typen 42 und 82,

    · 3 Unterseeboote,

    · 2 Patroullienboote,

    · 3 Ambulanzschiffe,

    · 5 Schiffe für Gegenmassnahmen gegen Seeminen, sowie die

    · Fünfte Infanterie Brigade unter dem Kdo von Brigardier Wilson bestehend aus:

    a) 1 Bat Welsh Guards

    b) 1 Bat Scots Guards

    c) 1 Bat Gurkha Rifles

    d) 2 Bttr Art

    Zudem wurden in den Südatlantik nachträglich noch

    · 2 Staffeln Sea Kings Helis,

    · 3 Staffeln Wessex Helis,

    · 1 Staffel Chinook Helis und

    · 14 Harriers per Cargoschiff tranportiert.

    Auf strategischer Ebene wurde zudem beschlossen, eine 200 Meilen (» 320 km) Exclusion Zone um die Falkland Inseln herum zu ziehen, um so Rules of Engagement (Vorschriften über den Einsatz) ausserhalb sowie innerhalb dieser Ausschlusszone festzusetzen:

    Ausserhalb der Ausschlusszone war es der Task Force verboten jegliche Ziele anzugreifen. Es sei denn zur Selbstverteidigung, falls sie selbst angegriffen würde.

    Innerhalb der Ausschlusszone durfte jedes klar als argentinisch identifiziertes Objekt als Ziel angegriffen werden.

    Für Irrtum sollte es keinen Spielraum geben, wollte man einerseits eine Ausweitung des Konfliktes vermeiden, andererseits die Unterstützung von Volk und Verbündeten weiterhin geniessen.

    3. Der operative Entscheid

    3.1. Lagebeurteilung auf operativer Ebene

    Die Rahmenbedingungen auf strategischer Ebene abgesteckt, will ich nun auf die nächst tiefere Stufe, auf die operative Ebene zu gehen.

    Um den operativen Entscheid nachvollziehen zu können, sollen hier die entscheidenden Faktoren der Lagebeurteilung auf operativer Ebene dargestellt werden:

    2.1.1. Operative Zielsetzung

    Im Rahmen der Problemerfassung gilt es nun aus der politischen Auftragerteilung militärisch praktische und umsetzbare Zielsetzungen herauszudividieren. Woodward unterschied dabei für die Carrier Battle Group 3 operative Zielsetzungen:

    1. Die Neutralisation der gegnerischen Luftwaffe und Seestreitkräfte;

    2. Die sichere Landung der eigenen Landstreitkräfte und schliesslich

    3. die Gewährleistung einer umfassenden Unterstützung des Landkrieges durch Luftunterstützung, durch Feuerunterstützung, durch Raumschutz sowie durch logistische Unterstützung.

    2.1.2. gegnerische Mittel und Möglichkeiten

    Auf der britischer Seite hatte man sich auf einen Gegner vorzubereiten, der ebenfalls in der Lage war, zu See, zu Land und in der Luft zu kämpfen.

    Den Gegner in seinen Fähigkeiten und Mittel zu unterschätzen, wäre zu gefährlich gewesen: Denn die Argentinier operierten nahe vom Festland und waren im Besitz aller Flugplätze auf den Falklandinseln: nämlich

    1. Port Stanley

    2. Goose Green

    3. Pebble Island

    Die Briten rechneten mit rund 200 gegnerischen Kampfjets (68 Skyhawks, 6 Super Etendards, 26 Daggers, 19 Mirage III, 45 Pucaràs) die vom Festland aus operierten. Mirage, Skyhawk, Etendard

    Mit Seestreitkräften glaubte man mit einer Flugzeugträgerkampfgruppe, mit einer Kreuzerkampfgruppe und mit 4 gegnerischen U-Booten zu rechnen.

    Die argentinische Carrier Battle Group bestand nach britischen Einschätzungen aus einem Flugzeugträger (Veintecinco de Mayo) mit 1 bis 2 Staffeln Skyhawks und Super Etendards mit Exocet Raketen. Rund 5 Schiffe, 3 Zerstörer und 2 Fregatten, zum Begleitschutz sollte der Flugzeugträger bei sich haben.

    Die Kreuzerkampfgruppe bestand aus dem 13'500t verdrängenden Kreuzer Belgrano mit Begleitschutz. Die Belgrano war mit 15 155mm Geschützen und mit 8 127mm Geschützen sowie mit Exocet bestückt.

    Bei den 4 argentinischen U-Booten handelte es sich um kleinere, die eher um küstennahes Gewässer operieren würden. Diese auf offener See anzutreffen, war für die Briten wenig wahrscheinlich. Die argentinischen U-Boote waren jedoch klein genug, damit es schwierig sein könnte, sie via Sonar zu entdecken.

    Neben 6 Schiffen, die mit Exocet Raketen bewaffnet waren, rechnete man, dass die Argentiner rund ein halbes Dutzend luft- und landgestütze Exocet in ihrem Inventar hätten. Bekannt war, dass die argentinischen Bemühungen für den Erwerb weiterer Raketen vom französischen Hersteller Aérospitale im Gange waren.

    Auf den Falkland Inseln selber musste man mit einem gut vorbereiteten eingegrabenen Gegner rechnen, der laufend über den Flpl Port Stanley versorgt und verstärkt würde:

    Die terresterischen Kräfte bestanden aus 2 Brigaden, die 3. und die 10. mit insgesamt 8 Inf Rgt und 2 Marinebattalionen. Wobei ein Inf Rgt zwischen 700-1'000 Mann stark gewesen ist. Unterstützt wurden diese durch minimal eine Hb Abt 155mm und durch eine lufttransportierbare aus 105mm Kan bestehende Abt. Man rechnete mit insgesamt 38 Art Geschützen.

    Eine Flab Abt, die mit 35mm und 30mm Oerlikon Buehrle Kan sowie mit Flab Lwf ausgerüstet gewesen war, sollte als argentinsche Flugabwehr auf den Malvinas dienen.

    Weiter kamen für den Erdkampf bis zu 45 Pucaràs auf die 3 Flugfelder verteilt hinzu.

    Man rechnete mit insgesamt 13'000 arg. Miliztruppen auf den Falkland Inseln. Wobei bekannt war, dass Verstärkung vom Festland her wahrscheinlich sei. So zum Beispiel ein verstäktes lufttransportierbares Battalion, das als Reserve gegen eine allfällige britische Landung bereit stand.

    Betrachtet man die argentinischen Mittel, so stellt sich heraus, dass sich auf operativer Ebene den Argentinier durchaus 7 Möglichkeiten für die Verteidigung der Malvinas offen standen:

    1. Ein Angriff auf die britische Operationsbasis Ascension;

    2. Das Abschneiden der britische Verbindungslinie Ascension-Falkland Inseln;

    3. Vernichtung der ausserhalb der argentinischen Ausschlusszone schwimmenden Logistikbasis der Task Force (sog. TRALA tug, repair and logistic area);

    5. Vernichtung des britischen Luftschirmes und somit den Abbruch britischer Operationen durch die Versenkung der Flugzeugträger Hermes und Invincible;

    6. Die Vernichtung der Amphibious Group bei der Überfahrt von Ascesion nach Falkland und schliesslich

    7. ein bis zum Wintereinbruch verzögernder Abnützungskampf. Denn dann wäre ein Landkrieg für die Briten nicht mehr zu unterhalten gewesen.

    2.1.3. Eigene Mittel und Möglichkeiten

    Die Briten hatten zwischen je einer Möglichkeit und einer Altenative im Vorgehen bei der Überfahrt von Ascesion nach Falkland und bei der Operationslinienwahl auszuwählen:

    Die Task Force könnte geschlossen, die Carrier Battle Group mit der Amphibious Task Group zusammen, in den Süd Atlantik stechen.

    Der Vorteil dieser Möglichkeit läge jedoch alleine darin, dass dabei die Amphibious Task Group bestmöglichen Begleitschutz hätte.

    Die Nachteile aber überwogen:

    Erstens wäre die Carrier Battle Group durch den langsamen Tross in ihrer Manövrierfähigkeit eingeschränkt.

    Zweitens wäre die Zeit für die Erkundung und Aufklärung möglicher Landungsplätze wegen der längeren Überfahrt verkürzt.

    Drittens wäre die Amphibious Task Force durch unnötiges Verweilen in der Ausschlusszone länger möglichen Luftangriffen vom argentinischen Festland her ausgesetzt.

    Und schliesslich viertens wären die gegnerischen Luft- und Seestreitkräften vorgängig nicht abgenützt worden und daher noch voll einsatzfähig, sobald es zu einer Landung käme.

    Die Alternative zum geschlossenen Vorgehen ist ein getrenntes Vorgehen. Dabei würde die Carrier Battle Group vor der Amphibious Task Group in die See stechen.

    Bei dieser Möglichkeit überwiegen die Vorteile deutlich den einen Nachteil: Die Amphibious Task Group hätte nämlich bis zur Ausschlusszone praktisch keinen Begleitschutz.

    Die Vorteile aber wären wie folgt:

    Erstens hätte die Carrier Battle Group, befreit vom Tross, maximale Manövrierfähigkeit.

    Zweitens könnte so die gegnerische See- und Luftstreitmacht vor der eigentlichen Landung bekämpft und neutralisiert werden.

    Drittens hätte man durch die schnellere Überfahrt mehr Zeit für Erkundung möglicher Landungsplätz und Aufklärung gegnerischer Positionen auf der Insel.

    In der Wahl der Operationslinie konnte eine direkte oder eine indirekte gewählt werden.

    Die direkte Operationlinie wäre die kürzeste Verbindung von Ascension nach Falkland.

    Der Vorteil läge im kleinst möglichen Zeitverlust bei der Überfahrt, was einerseits wieder mehr Zeit für die Bekämpfung der gegnerischen Flotte und Luftwaffe und andererseits mehr Zeit für Erkundungs- und Aufklärungsaufgaben vor der Landung gäbe.

    Wählte man jedoch eine indirekte Operationslinie, die nicht nur das offensichtliche Operationsziel, die Falkland Inseln, sondern auch noch das argentinische Festland, ja sogar die argentinische Hauptstadt bedrohte, so läge der Vorteil im psychischen Bereich: der Gegner würde aufgeschreckt und aus dem Gleichgewicht gebracht sich womöglich auf ein Gefecht auf offener See verleiten lassen. Also auf eine Kraftprobe, die eher günstig für die Briten wäre:

    Die Carrier Battle Group könnte so die gegnerischen Kräfte verzetteln, das heisst die argentinische Flotte von der landgestützten argentinischen Luftwaffe trennen, und dadurch nacheinander einzeln schlagen.

    Zudem könnte man gegnerische Kräfte für die Abwehr der vermeindliche britischen Invasion auf dem Festland im Norden binden.

    Der potentielle Landungsort hatte verschiedensten sich zum Teil ausschliessenden Kriterien zu genügen:

    Der Landungsraum sollte feindfrei sein.

    Er sollte genügend Platz bieten, damit neben der einzurichtenden Versorgungsetappe eine improvisierter Startpiste für Harriers konstruiert werden könnte. Nur so konnten die Abhängigkeit der Task Force von den Flugzeugträger reduziert werden.

    Weiter sollte der Landungsraum für die Schiffe leicht zugänglich sein, womöglich einen natürlichen Hafen anbieten, der gross genug ist, dass der Ablad der Trp und Güter rasch getätigt werden kann.

    Er sollte durch Hügelzüge möglichen gegnerischen Luftangriff auf die Schiffe erschweren, aber gleichzeitig den eigenen Radar und die Flab nicht allzufest beeinträchtigen.

    Die Landungsstrände sollten einfach zugänglich und nicht zu weit von Port Stanley sein.

    Bei der Wahl des Landungsortes standen 5 Varianten zur Diskussion:

    1. Low Bay

    2. Teal Inlet

    3. Cow Bay

    4. Carlos Waters und

    5. Stevelly Bay

    Zu Low Bay

    Low Bay hatte einen grossen und gut von der See geschützten natürlichen Hafen, der zudem eine gute Ausnützung der britischen Flab Lwf zuliesse.

    Dieser Landungsort böte genügend Platz, um sicher mit Schiffen zu manövrieren. Zudem würde ein argentinischer Gegenangriff aus Port Stanley bei der Landenge zwischen Darwin und Goose Green leicht abzuwehren sein.

    Der grosse Nachteil lag in der ebenen Umgebung, die der Truppe, dem Material und der zu erstellenden Startpiste keinerlei Schutz böte.

    Zu Teal Inlet

    Der Vorteil vom Landungsplatz Teal Inlet lag in dessen räumlichen Nähe zu Port Stanley. Zudem liess sich dank der geringen Wassertiefe jegliche gegnerische U-Boot-Bedrohung ausschliessen.

    Die enge Zufahrt jedoch, könnte einfach durch ein Schiffswrack verbarrikadiert werden, was die Operation während Tage wenn nicht Wochen verzögern würde.

    Zu Cow Bay

    Cow Bay bietete gute Landungsstrände und war relativ nahe zu Port Stanley. Zu nahe, denn dieser Landungsplatz könnte durchaus in Reichweite der argentinischen 155mm Haubitzen sein.

    Zu Carlos Water

    Der Vorteil von Carlos Water lag vorallem in seinen umliegenden Hügelzüge. Diese böten adäquaten Schutz gegen Luftangriffe und Wind.

    Die zwei Zufahrtmöglichkeiten, eine von Süden und eine von Norden her, erschwerten eine gleichzeitige argentinische Kontrolle beider Zugänge mit ihren U-Booten.

    Carlos Water schien aber für terresterische Gegenangriffe verletzlich. Zudem böte dieser Landungsplatz wenig Raum für eine Startpiste.

    Zu Stevelly Bay

    Der Vorteil von Stevelly Bay lag darin, dass sicher frühzeitig eine Startpiste für die Harrier konstruiert werden könnte.

    Offensichtlich sind dagegen die Nachteile. Da Stevelly Bay auf West Falkland gelegen ist, wäre eine zweite Landung notwendig, um Port Stanley einzunehmen. Zudem lag es am nächsten zum argentinischen Festland, argentinischen Luftangriffen äusserst exponiert.

     

    2.1.4. Umwelt

    Zur Umwelt lässt sich soviel festhalten:

    Das Klima im Südatlantik ist äusserst rauh. Man wird sich in der südlichen Hämisphäre im Spätherbst befinden. Schnee, Regen, Nebel, Sturm und schönes Wetter wechseln sich laufend ab. Die Temperaturen werden unter den Gerfrierpunkt sinken. Dabei wird die salzige Gischt, den Geräten und Waffen auf den Schiffen mit der Zeit zusetzen. Mit technischen Ausfällen ist daher auf mittelfristiger Sicht zu rechnen. Zum Vorteil dagegen gereicht die Tatsache, dass die Nacht rund 15 Stunden lang sein wird. Die Nacht wird die Task Force vor argentinischen Luftangriffen beschützen.

    Die Falklandinseln selber sind baumlos. Ihr torfiger Untergrund lässt sofort Wasser erscheinen, sobald man einen Spatenstich macht.

    Auf der Insel sind Hügel gestreut, die in ihren Spitzen felsig sind. Steinzüge sind ebenfalls im flachen Gelände anzutreffen. Die Falkland Inseln zeichnen sich nicht zuletzt damit aus, dass ausserhalb Stanley praktisch keine Verbindungswege existieren.

    Die Zivilbevölkerung umfasste rund 1'800 Einwohner, die vorallem in Stanley leben. Die weitaus grössere Population bildetet die rund 300 Schafe auf jeden Einwohner.

    Besonders zu vermerken sind die nicht unterstellten Mittel. So hatte Woodward über die 3 nuklearbetriebenen britischen Unterseebooten (Conquerer, Spartan und Splendid) keine direkte Befehlsgewalt.

    2.1.5. Zeitfaktor

    Der Zeitplan wurde weitgehend durch den drohenden Wintereinbruch und durch die rauhen Verhältnisse im Südatlantik diktiert:

    Die Zielsetzungen der Operationen müssen Mitte Juni, spätestens Ende Juni erreicht sein.

    Ansonsten würde die Task Force sprichwörtlich von selbst auseinander fallen. Denn ohne geeignete Reperatur- und Unterhaltungsinfrastruktur würden wegen der andauernden Belastung der Geräte die technischen Ausfälle ein solches Ausmass annehmen, dass ein fortdauernder Waffengang nicht mehr zu verantworten wäre.

    Als Folge daraus, müssen die Landstreitkräfte bis am 25. Mai gelandet sein, damit sie genügend Zeit, d.h. rund 4 Wochen Zeit haben, ihren Landkrieg vorzubereiten und durchzuführen.

    Das Zeitfenster zur Landung dauert vom 16. bis zum 25. Mai. Ab dem 16. Mai, weil erst dann das zweite Assault Landing Ship Intrepid im Südatlantik ankommen wird. Intrepid stellt die für die Landung notwendige Redundanz dar. Sollte nämlich ihr Schwesterschiff Fearless versenkt werden, wäre man immer noch in der Lage, die Operation weiterzuführen. Ansonsten müsste sie abgebrochen werden.

    Dieses gegebene Zeitfenster zur Landung erfordert, dass Erkundungs- und Aufklärungsarbeiten, sowie taktische Vorausaktionen bis dann abgeschlossen sein müssen. Dies bedeutet, dass die Special Forces so rasch als möglich auf die Falkland Inseln zu bringen sind. Frühstmöglichster Zeitpunkt dafür ist der 1. Mai. Folglich bleibt für die Vorbereitungsarbeit zur Landung rund 16 Tage.

     

    2.2. Entschluss

    Der Entschluss sieht folgender Massen aus:

    Die britische Operationsbasis Ascension ist durch eine Staffel Phantom zu schützen.

    Ascension wird zugleich als logistische Basis und als Stützpunkt für Luftaufklärung und Bombardierungen langer Reichweite benutzt.

    Als Sofortmassnahmen sind

    1. die 3 nuklearbetriebenen U-Boote Conqueror, Splendid und Spartan sofort in die britische Ausschlusszone um die Falklandinseln zu senden, um in genau vorgeschriebenen Operationssektoren argentinische Flottenbewegungen zu beschatten.

    2. Als weitere Sofortmassnahme ist eine Task Group zu bilden, um South Georgia zu nehmen. Dies soll erneut britische Präsenz und Besitzansprüche im Südatlantik markieren, falls auf diplomatischer internationaler Ebene ein Halt für weiteren Operationen befohlen würde.

    Als dritte Sofortmassnahme soll das britische Eispatroullienschiff Endurance von South Georgia nach Port Stanley befohlen werden, um die ersten Nachrichten über die argentinische Invasion zu bestätigen und eventuell Infomationen über weitere argentinische Tätigkeiten auf den Falkland Inseln zu beschaffen. Und

    4. als letzte Sofortmassnahme sollen 3 Zerstörer und 2 Fregatten gefolgt von einem Tanker mit 25 Knoten Richtung Süden in die See stechen, bis die Treibstoffreserven auf 30% reduziert sind. So soll, wiederum falls auf diplomatischer internationaler Ebene ein Halt für weitere Operationen befohlen würde, grösst mögliche militärische Macht soweit gegen Süden als möglich markiert werden.

    Die Carrier Battle Group hat 10 Tage vor der Amphibious Task Group von Ascension für den Südatlantik in See zu stechen. Die Operationslinie ist so zu wählen, dass am 1. Mai in die Ausschlusszone um die Falkland Inseln eingedrungen werden kann. Gleichzeitig wird bei der Wahl der Operationslinie angestrebt, dass die argentinische Führung denkt, durch eine britische Invasion auf dem Festland bedroht zu werden. Zu diesem Zweck hat die Carrier Battle Group grosszügig Chaff zu benutzen, um auf dem gegnerischen Radar den Anschein zu erwecken, dass die Amphibious Group sie begleiten würde.

    Bis zur Landung im Zeitraum zwischen 16.5. und 25.5. ist die argentinische Flotte und die argentinische Luftwaffe in den Kampf zu ziehen und zu neutralisieren. Zu diesem Zweck sind ab 1. Mai argentinische Positionen auf den Falkland Inseln, aber vorallem diejenige um Port Stanley und dessen Flugplatz täglich zu beschiessen. Die amerikanisch geschulten Argentinier sollen im Glauben belassen werden, dass die Briten eine Landung in der Umgebung von Port Stanley nach US Marine Corps Manier beabsichtigen. Zudem soll der argentinische Nachschub über den Fluplatz in Port Stanley durch den wiederholten Beschuss durch Schiffsartillerie und durch 3 Bombardierungen und 2 Raketenangriffen mit Vulcan Bomber von Ascension aus unterbunden werden.

    Weiter sollen ab 1. Mai jede Nacht Special Forces (SAS und SBS) auf die Inseln infiltriert werden, um die notwendigen Aufklärungs- und Erkundungsaufgaben vor der Landung zu tätigen.

    Dem sich abzeichnenden Zangenangriff der argentinische Flotte soll durch die Vernichtung der einen Zange begegnet werden. Die argentinische Flugzeugträgerschlachtgruppe nähert sich der britischen Carrier Battle Group ausserhalb der britischen Ausschlusszone von Norden her. Währenddem sich gleichzeitig die Kreuzerschlachtgruppe im Süden längs der britischen Ausschlusszone an die britische Carrier Battle Group herantastet.

    Die Rules of Engagements auf britischer Seite müssen angepasst werden, damit die argentinische Flotte auch ausserhalb der Ausschlusszone angegriffen werden kann.

    Seit längerer Zeit vom britischen U-Boot Conqueror beschattet wird am 2.5.82 der argentinische Kreuzer Belgrano torpediert und versenkt.

    Die erwünschte Wirkung der Versenkung der Belgrano auf die argentinische Militärführung war dreifach:

    1. Der Zangenangriff wurde abgewehrt.

    2. Die argentinische Flotte zog sich zurück und wich jeglicher erneuten Konfrontation auf See aus. Die Hälfte des ersten Operationszieles nämlich die Neutralisation der argentinischen Flotte und Flugwaffe wurde somit erreicht. Und

    3. reagierten die Argentinier mit einer Offensive ihrer Luftstreitmacht und die Briten haben die Chance die zweite Hälfte des ersten Operationszieles vor der eigentlichen Landung zu erfüllen.

    Es ist entschieden, Carlos Water als Landungsort am 21.5.82 zu benutzen. Als taktische Vorausaktion muss die argentinische Pucarà Staffel auf Pebbles Island vernichtet werden. Dafür wird ein 45 Mann starkes SAS-Kontingent eingesetzt, das Sprengladungen an die Flugzeuge anbringt und so reperaturunfähig machen.

    Als zweite taktische Vorausaktion sollen SAS Trupps auf dem argentinischen Festland Überwachungsgeräte wie z.B. Videokameras bei Startpisten anbringen, damit die Task Force frühzeitig vor einem argentinischen Luftangriff gewarnt werden könnte.

    Während der eigentlichen Landung in Carlos Water soll ein SAS-Kontingent mit Feuerunterstützung eines Zerstörers und einer Fregatte einen Überfall auf Goose Green und Darwin ausführen und so eine Scheinlandung als Ablenkungsmanöver inszenieren.

    Der operative Entscheid für den Landkrieg sieht vor, dass als Vorbereitung für den Vorstoss auf Port Stanley zwei vorgelagerte Versorgungsetappen einzurichten sind : Teal Inlet und Bluff Cove. Von diesen Versorgungsetappen sollen die Truppen auf den Anhöhen vor Port Stanley für das letzte Vorrücken versorgt werden. Der Transportweg für die Versorgung wird dadurch um 40 km verkürzt.

    Während der Landoffensive hält sich die britische Carrier Battle Group am östlichen Rand der Ausschlusszone auf. Dadurch sollen einerseits die Schlüsselschiffe Hermes und Invincible nicht unnötig argentinischen Luftangriffen exponiert werden und andererseits soll die Carrier Battle Group trotzdem in der Lage zu sein, den nötigen Luftschirm über den Falkland Inseln und die bestmögliche Unterstützung für die Landstreitkräfte zu liefern.

    Östlich von der Carrier Battle Group ausserhalb der argentinischen Ausschlusszone ist die schwimmende Logistikbasis, die sog. TRALA (tug, repair and logistic area), der Task Force zu positionieren.

     

    4. Schlusswort

    Zum Schluss will ich nocheinmal die Kernaussagen festhalten:

    1. die argentinische Invasion der Falkland Inseln wurde nicht zuletzt wegen der Defence Review von 1981 für die Argentinier als machbar angeschaut. Dass heisst, die argentinische Regierung hielt eine britische militärische Reaktion für wenig wahrscheinlich.

    2. Ohne amerikanische Hilfe hätte eine britische militärische Intervention noch bedeutend grössere Schwierigkeiten zu überwinden gehabt.

    3. Rear Admiral Woodward war Kdt der Carrier Battle Group, nicht wie oft angenommen wird, Kdt der Task Force. Doch da er der dienstälteste Kdt vor Ort war und weil die Task Force schwergewichtig eine Operation der Royal Navy unter dem Kdo von Admiral Fieldhouse war, wurde Woodward für die operativen Entscheide exklusive desjenigen des Landkrieges als verantwortlich betrachtet.

    4. Die operativen Entscheide Woodwards sind vom strategischen Gedankengut des indirekten Vorgehens durchdrungen.

    5. Ein resoluteres argentinisches Vorgehen hätte den Briten durchaus eine schwere Niederlage zufügen können: Hätte die argentinische Militärspitze nach der Einnahme der Malvinas die operative Initiative beibehalten und nicht defensiv den britischen Schlag abgewartet, hätte sie reale Chance gehabt, die Malvinas zu anektieren. Denn vieles schien zu ihren Gunsten zu sein:

    a) der Operationsraum lag in Reichweite ihrer Luftwaffe;

    b) die britische Verbindungslinie erstreckte sich auf rund 6'500 km;

    c) die Zeit schritt zu Gunsten der Argentiner voran.

    6. Der britische Erfolg hing an einem sehr dünnen Faden:

    Denn die geringe Redundanz an Schlüsselmittel wie Flugzeugträger mit ihren Mitteln, Landing Assault Ships und Transporthelikopter liess die britische Operation zum Scheitern verurteilt erscheinen.

    Weiters zeigte eine Untersuchung nach dem Krieg, dass 98 % der Royal Marines während der 30tägigen Landoperation Kälteverletzungen erlitten.

    Schliesslich als letzte Aussage:

    7. Allfällige Vorschriften über den Einsatz (sog. Rules of Engagements) sind für die Eindämmung einer möglichen Gewalteskalation resp. für das Verhindern einer Ausweitung eines Konfliktes notwendig, können aber für operative Erfordernisse hinderlich sein.

     

    Handout zum Vortrag

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