Clausewitz: Kriegsphilosoph

Lebenslauf

1780 in Burg, 70 Meilen südwestlich Berlins geboren. Sein Vater, Sohn eines Professors der Theologie, arbeitete im lokalen Steueramt. Clausewitz' Mutter war Tochter eines Verwalters eines königlichen Landgutes. Seine Abstammung war demnach eine bürgeliche.

Als 12-jähriger Fähnrich sah Clausewitz 1793 seinen ersten Waffengang gegen die Franzosen, die aus dem Rheinland getrieben wurden. Als 1795 sein Regiment demobilisierte, kehrte er mit einigem Verständnis von der Gefechtstechnik kleiner Verbände sowie vom Stören (Geplänkel, skirmish) nach Preussen zurück.

1801 trat Clausewitz in die Kriegsschule Berlin ein und graduierte 1804 als Klassenbester. Er wurde dem Prinzen August von Preussen als Adjudant unterstellt.

1806 wurde Clausewitz Zeuge der Niederlage der Koalition bei Jena. Anschliessend geriet er bis 1809 in die Gefangenschaft. In dieser Zeit studierte er die Kriegsliteratur und lebte 1807 im Schloss von Coppet (GE) im Exil.

1810-1812 lehrte Clausewitz an der Kriegsschule Berlin Kleinkrieg und Partisanenkampf. In der gleichen Zeitspanne arbeitet er mit Schharnhorst, Gneisenau und Boyen an einer preussischen Armeereform.

Als jedoch der preussische König zwecks Dynastieerhaltung einen Allianz mit Napoleon einging, trat Clausewitz 1812 in russische Dienste über. Dabei nahm er an den Schlachten bei Smolensk sowie Borodino teil und setzte sich für einen Befreiungskrieg nach spanischen Muster in Deutschland ein.

Wieder in preussischen Diensten kämpfte Clausewitz 1814-1815 gegen Napoleon.

Zwischen 1818-1830 führte er die Kriegsschule in Berlin.

1831 starb er an der Cholera. Im demselben Jahr veröffentlichte seine Witwe sein hinterlassenes, jedoch uneditiertes Werk 'Vom Kriege'.

Fazit: Clausewitz war in seiner ganzen Militäkarriere nie Truppenkommandant, sondern einzig Stabsmitglied.

Absoluter und wirklicher Krieg

Def. 'Krieg': Der Krieg ist ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.

Merkmal des Krieges: Tendenz zur Eskalation zum Äussersten (Absoluten) wegen drei Wechselwirkungen zweier Streitparteien:

1. Anwendung von Gewalt, die keine Grenze kennt.

2. Solange als der Gegner nicht niedergeworfen ist, besteht die Gefahr, dass man selbst vernichtet wird.

3. Der Prozess beider Streitparteien die Anstrengungen der Widerstandskraft des jeweiligen Gegners anzupassen, erfährt einer gegenseitige Steigerung.

Absoluter Krieg

Drei Bedingungen müssten für den Absoluten Krieg erfüllt sein:

1. Der Krieg müsste ein isolierter Akt sein, der urplötzlich entstünde und nicht mit dem früheren Staatsleben zusammenhinge;

2. er müsste aus einem einzigen oder aus einer Reihe gleichzeitiger Entscheidungen bestehen und

3. er müsste eine in sich vollendete Entscheidung enthalten und nicht der politische Zustand, welcher ihm folgen wird, durch den Kalkül schon auf ihn zurückwirken.

Wiklicher Krieg

Im Gegensatz zum obig beschriebenen Gedankengebäude ist Krieg nie ein isolierter Akt, sondern:

Krieg ist die Fortsetzung des politischen Verkehrs mit anderern Mitteln (Gewalt).

So wird also der politische Zweck als das ursprüngliche Motiv des Krieges das Mass sein, sowohl für das Ziel, welches durch den kriegerischen Akt erreicht werden muss, als für die Anstrengungen, die erforderlich sind.

Faktoren, die begrenzend wirken:

1. Krieg entsteht nicht plötzlich, sondern muss vorbereitet werden;

2. Der politische Verkehr zwischen den Staaten;

3. Die Scheu menschlichen Geistes vor allzugrossen Anstrengungen;

4. Kriege sind von einer gewissen Dauer;

5. Die Gestaltung der künftigen politischen Verhältnisse: Krieg ist lediglich ein vorübergehendes Übel.

Konsequenz:

In keiner Weise propagandiert Clausewitz den totalen Vernichtungskrieg, die bedingungslose Kapitulation des Gegners. Die Politik setzt den Krieg zur Zielerreichung als Mittel ein. wobei der Mitteleinsatz und die Heftigkeit des Vorgehens von der strategischen Bedeutung abhängen.

Konzeption des wirklichen Krieges

'Dreifaltigkeits-These'

Krieg ist durch folgenden drei Elementen gekennzeichnet:

a) Volk (Hass, Passion) : Instiinkt

b) Regierung (Vernunft, Zielsetzung) : Primat

c) militärische Führung (Spiel mit Wahrscheinlichkeiten, Zufall, Talent, Mut): Kreativität

a) Absoluter Krieg (primitiv)

a) & c) = wirklicher Krieg nach dem Modell Napoleons (Politische und militärische Führung bilden eine Einheit resp. Personalunion)

a) & b) & c) = wirklicher Krieg nach dem Modell Clausewitz' (zivilisiert)

Die Generation der Freiheitskriege ('Vom Kriege', 6. Buch, Kap. 26)

Wirkung des Volkskrieges:

  • Seine Wirkung richtet sich, wie in der physischhen Natur der Verdampfungsprozess, nach der Oberfläche. Je grösser diese ist und der Kontakt, in weichem sie mit dem feindlichen Heere sich befindet, also je mehr diese sichh ausbreitet, um so grösser ist die Wirkung der Volksbewaffnung. Sie zerstört wie die Wirkung schwelende Glut die Grundfesten des feindlichen Heeres. ... wenn die Flammen dieses allgemeinen Brandes über das feindliche Heer zusammenschlagen und es nötigen, das Land vor eigenem gänzlichen Untergange zu räumen.

    ...die Eigentümlichkeit, welche der Volkskrieg im grossen hat, ...[ist] das widerstehende Prinzip überall und nirgends vorhanden [zu sein].

  • Bedingungen für einen wirksamen Volkskrieg:

    1. der Krieg ist im innern des Landes zu führen

    2. er [der Krieg] darf nicht durch einen einzige Katastophe eintschieden werden

    3. das Kriegstheater sollte eine beträchtliche Länderstrecke einnehmen

    4. der Volkscharakter muss die Massregel unterstützen

    5. das Land soll sehr durchschnitten und unzugänlich sein, entweder durch Gebirge oder durch Wälder und Sümpfe oder durch die Natur der Bodenkultur [überbautes Gelände]

    Vorgehen:

    Fazit:

    Clausewitz ist Vertreter einer direkten Strategie, anerkennt jedoch ebenfalls die Wirkung indirekten Vorgehens (z.B. Volkskrieg als letztes Mittel der Vtg).

     

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