Militärische Führungsschule Zürich
Fachstudium
Wintersemester 1995/96

Strategische Studien
Prof. Dr. A. A. Stahel

Jomini - Einfluss seines strategischen Denkens

von Christoph M.V. Abegglen
Ausgabe: 3.12.1995

 

Einleitung

Den Impuls für eine nähere Betrachtung Jomini's strategischen Denkens ergaben in erster Linie folgende zwei Werke: 'Introduction à la Stratégie' von Beaufre und 'Die entartete Kunst Krieg zu führen' von Fuller. Der Zweitgenannte zitiert aus Jomini (1994), worin er ein Zukunftsbild des modernen Krieges angesichts der technologischen Entwicklung der Waffen zeichnet:

Les moyens de destruction se perfectionnent avec une progression effrayante: les fusée à la Congreve, dont les Autrichiens sont parvenus, dit-on, à régulariser l'effet et la direction; les obusiers de Shrapnel, qui lancent des flots de mitraille à la portée du boulet; les fusils à vapeur de Perkins, qui vomissent autant de balles qu'un bataillon, vont centupler peut-être les chances de carnage, comme si les hécatombes de l'espèce d'Eylau, de Borodino, de Leipzig et de Waterloo n'étaient pas suffisantes pour décimer les populations européennes.

Si les souverains ne se réunissent pas en congrès pour proscrire ces inventions de mort et de destruction, il ne restera d'autre parti à prendre qu'à composer la moitié des armées de cavalérie cuirassée, pour pouvoir enlever avec plus de rapidité toutes ces machines; et l'infanterie même devra reprendre ses armures de fer du Moyen Age, sans lesquelles un bataillon serait couché par terre avant d'aborder l'ennemie. (S.60)

Beaufre (1963) fesselt in seiner Darstellung der Strategie als eine Art des Denkens: "C'est qu'en effet, on le verra, la stratégie ne doit pas être une doctrine unique, mais une méthode de pensée permettant de classer et de hiérarchiser les événements, puis de choisir les procédés les plus efficace." (S.11). Dabei gilt es, auf jede mögliche Handlung die Gegenreaktionen vorauszudenken, um dadurch die geeigneten Gegenmassnahmen, sowohl auf der technisch-taktischen Ebene als auch auf der strategischen Ebene, zu entwickeln (Beaufre, 1963, S.19). Will man die Handlungsfreiheit in jeder Situation bewahren, ist dabei unter allen Umständen eine einzige Kausalkette zu vermeiden.

Beide Autoren faszinieren durch ihre sachlich bestimmte Formulierungen und durch ihre Demonstration der Voraussicht als kognitive Leistung: Jomini durch ein konkretes Beispiel bei der Wende zum Krieg des Industriezeitalters, Beaufre durch die theoretische Darstellung bei der Wende zum Krieg des Informatikzeitalters.

Diese Arbeit soll Parallelen zwischen Jomini's Denken und dem Denken anderer Autoren aufdecken, um dadurch Jomini's indirekten Einfluss auf die heutige Zeit zu skizzieren. In einem ersten Teil wird ein Abriss über das Leben Jomini's wiedergegeben. Sein strategisches Denken wird im zweiten Teil behandelt, um in einem dritten Teil Parallelen zu Moltke, Liddell Hart und Beaufre aufzuzeigen.

 

Erster Teil

 

Abriss über das Leben von Antoine-Henri Jomini

Antoine-Henri Jomini, Sohn von Benjamin und Jeanne, Gebürtige Marcuard, wurde am 6.3.1779 in Payerne geboren. Dort wuchs er zusammen mit einem Bruder (Francoçois-Jakob) und zwei Schwestern (Julie-Catherine, Louise) auf. Die fazettenreiche Landschaft des Kanton Waadt prägte Jominis Natur: Bodenständigkeit, Nüchternheit, Realismus, Beharrungsvermögen und bisweilen verletzende Offenheit und Kompromisslosigkeit zeichneten ihn aus, was ihm wenig Freunde schaffte.

Als Vierzehnjähriger schickten ihn seine Eltern 1793 nach Aarau in die 'Pension mercantile de jeune Messieurs' von Emmanuel Haberstock, um Deutsch zu erlernen. Dort musste Jomini, selbst Schüler, seine Kameraden unterrichten.

Mit sechzehn Jahren (1795) absolvierte er in Basel ein Banklehre im Hause Preiswerk. Es ist in Basel, wo Jomini, von den ausgezeichneten Buchhandlungen und von der im Jahre 1761 gegründeten Militärbibliothek profitierend, alles Aktuelle zum Krieggeschehen wissensbegierig aufzunehmen begann. 1797 wurde das sich Basel nähernde Kampfgeschehen genau verfolgt. Nach wenigen Monaten erschienen jeweils Studien mit beigelegten Karten über die erfolgten Geschehnisse. Jomini, beider Sprachen mächtig, hielt wie ein Naturwissenschaftler alles genau fest. Schon dort begann er, sich mit den Feldzügen Friedrichs II mit denjenigen Napoléons in Italien (1796-1797) vergleichend, zu beschäftigen. Auch hier wurden jedoch Jomini Aufgaben übertragen, die nicht in den Bereich eines Lehrlinges gehörten. So musste er die Bilanz des Hauses Preiswerk revidieren. Jomini dazu: "Bin ich Lehrling, um die Dummheiten des Buchhalters in Ordnung zu bringen?" (Hirzel, 1981, S.357).

Er ging daraufhin nach Paris, um dort eine Stelle bei einer Bank anzunehmen, die ihm ein Bekannter verschafft hatte. Doch in kurzer Zeit verlor er durch Spekulationen sein zuvor gewonnes Vermögen.

So trat Jomini ende November bzw. anfangs Dezember 1798 in das Kriegsministerium der proklamierten Helvetischen Republik ein. Dort wurde er, ohne je eine militärische Ausbildung genossen zu haben, zum Major befördert. 1799 war dem Autodidakt Jomini das strategische Verständnis schon soweit gereift, dass er in seinem Freundeskreise den Marsch Napoléons über den Grossen St. Berhard voraussagen konnte. Jominis Karriere fand jedoch ein jähes Ende, als 1801 die verhassten 'Helvetier' durch die Schweizer aus dem Lande gejagt wurden.

Wieder in Paris arbeitete Jomini in der Waffenindustrie bei der Firma Delpont, welche er, um am Werk 'Traité de grande tactique' zu arbeiten, 1803 verliess. In dieser Zeit versuchte Jominis besorgter Vater, seinem Sohn einen Posten als Quartiermeister in einem schweizer Regiment in französischen Diensten zu sichern. 1804 wurde Jomini von einem durch den Dienst im Kriegsministerium Bekannten, Général de Brigade Von-der-Weidt, dem Kriegsminister Napoléons Berthier, Maréchal de France, als potentieller Stabsoffizier empfohlen. Im gleichen Jahr legte Jomini Maréchal Ney seinen ersten Band der 'Traité de grande tactique' vor, der sofort die Verlagskosten deckte und den schweizer Major als freiwilligen Adjudanten in seinen Stab aufnahm. In Ney fand Jomini ein Förderer und eine Person, die ihm Respekt entgegenbrachte, in Berthier dagegen einen Intriganten, welcher den eigensinnigen Jomini als Konkurrent verschmähte.

Jomini machte es sich zur Muse, die Absicht Napoléons vorwegzunehmen, indem es ihm gelang, sich in das strategischen Denken des Kaisers hineinzuversetzen. Seine hervorragende Geländekenntnisse Europas, erlangt durch intensivstes Kartenstudium, ja sogar durch eigene Kartenanfertigungen, bildete die Grundlage für diese Fähigkeit. Aber genau diese geistigen Fertigkeiten, seine unverblümte Redensweise und das kompromislose Durchsetzen seiner Ideen schaffte nicht nur Berthier als Neider, dem dieser starrköpfige Schweizer aufstosste. Unter Meréchal Ney wurde Jomini schon bald Stabchef des 6. Korps , wobei er einen Höhenpunkt 1805 bei der Schlacht um Ulm erlebte, als er an der Spitze von zwei Bataillonen die Stadt erstürmte und deren Kapitulation durch einen Bluff entgegennehmen konnte. Immer noch im Range eines Majors setzte Maréchal Ney Jomini immer wieder auf die Promotionslisten, die jedoch von Berthier redigiert wurden... Der Name Jomini wurde Napoléon in Schönbrunn geläufig, als ihm aus dem 'Traité de grande tactique' einige Passagen vorgelesen wurden. Der Kaiser wutschnaubend, sich in seinem strategischen Vorgehen durch das Gedruckte verraten fühlend: "Comment Fouché laisse-t-il imprimé cela?" (Comité du Centenaire du Géneral Jomini, 1969, S.28). Doch er beruhigte sich dann in der Erkenntnis, dass die alten Generäle nicht lesen würden und dass diejenigen, welche lesen würden, zu jung für ein Kommando seien. Am 27.12.1805 wurde Jomini zum Obersten befördert. Am 15.9.1806 schrieb er das Memorandum 'Observation sur la Probabilité d'une Guerre avec la Prusse, et sur les Opération militaires qui auront vraisemblement lieu', in welchem er nicht nur den Krieg gegen Preussen voraussagte, sondern ebenfalls die Örtlichkeiten, wo sich die Heere entscheidend treffen würden: in Jena und Auerstädt. Daraufhin kommt es am 28.9.1806 zur ersten Audienz beim Kaiser in Mainz. Beeindruckt von der strategischen Seelenverwandtschaft und von den hervorragenden Geländekenntissen Preussens, nimmt Napoléon Jomini in seinen persönlichen Generalstab auf, wo er bald zum Stabchef berufen wird. Als er sich jedoch gegen den Einmarsch in Polen im Frühjahr 1807 äusserte, mit dem Einwand, dass die klimatischen Bedingungen das Gelände in einen grossen Morast verwandeln würden, was die Geschwindigkeit der Bewegungen einschränke, und dass zudem mit einer Dreierallianz Russland-Preussen-Oesterreich gegen den Kaiser zu rechnen sei, wurde Jomini an Ney in das 6. Korps zurückgegeben. Die Geschichte gab jedoch Jomini recht. Seine Verlobung mit der Tochter des preussischen Generals von Zastrow gereichte ebenfalls nicht zu seinen Gunsten. Jomini stoss als stellvertretender Stabschef zu Ney, so bestimmt durch ein Begleitschreiben Berthiers, worauf Jomini sofort seine Demission einreichte. Der Kaiser korrigierte dieses Missgeschick und bezeichnete Berthier, der inzwischen zum Generalstabchef ernannt wurde, als Verantwortlichen für diesen Fehler, was Berthier Jomini nie verzieh. Nun begleitete Jomini das 6. Korps als Stabschef nach Spanien, wo er den Guerrillakampf miterlebte (1807-1809). Am 1.3.1808 wurden per imperiales Dekret die durch die Revolution abgeschafften Titel wieder eingeführt, worauf am 27.7.1808 Jomini der Titel eines Baron de l'Empire verliehen wurde. 1810 spielte Jomini, der Intriegen Berthiers müde, ernsthaft mit dem Gedanken, das Angebot der Russen, welche ihn schon seit 1805 umbuhlten, aufzugreifen. Am 28.10.1810 reichte er seine Demission ein, welche unbeantwortet blieb. Er wurde jedoch am 7.12.1810 nach Paris beordert und wurde dort zum Général de Brigade befördert. Gleichzeitig trafen in Wien die Pässe und russische Brevets des Zaren für Jomini ein. Für den Russlandfeldzug (1812) wurde Jomini dem Imperialen Generalstab zugeteilt und wurde am 28.6.1812 zum Gouverneur von Wilna ernannt, wo er eine Versorgungsbasis verwaltete. Diesen Posten besetzte er bis Ende August desselben Jahres, um danach dieselbe Aufgabe in Smolensk zu übernehmen. Diese Tätigkeit kam Jomini gelegen, weil er so in voller Pflichterfüllung nicht direkt gegen den russischen Zaren zu kämpfen hatte. Das Debakel von Anfang an vorhersehend, hatte Jomini die Region schon erkundet, als Napoléon sich entschied, Moskau fallen zu lassen. Er fand eine Übergangsstelle über die Beresina und konnte Napoléon für seinen Plan gewinnen. Beim Rückzug assistiert Jomini als Adjunkt, von hohem Fieber befallen, dem General der Genietruppen Eblé, der über tessiner Pontonierbataillone befehligte. Durch das Gedränge ins Wasser gestossen, entrinnt Jomini nur knapp, gerettet durch einen Schweizer des Regimentes de Castella, dem Tode. Dabei verlor er den grössten Teil seiner Aufzeichnungen, welche er von Kampagne zu Kampagne mit sich trug. Bei der Schlacht bei Bautzen (20.5.1813) ist Jomini wieder Stabschef im 6. Korps unter Maréchal Ney. Wieder erwies sich der Rat Jominis als hilfreich. Ney liess jedoch durch sein Zögern Blücher entwischen. Ney setzte Jomini erneut auf die Promotionsliste, von welcher er durch Berthier am 10.8.1813 gestrichen wurde, weil ein Lagerapport vom 6. Korps noch hängig war. Berthier ging sogar soweit und drohte Jomini mit der Verhaftung. Das Fass war voll: Am 13.8.1813 reichte Jomini seine entgültige Demission ein und wechselte zum Lager der Allierten, in den Dienst des Zaren.

Mit offenen Armen wurde er dort empfangen und wurde zum persönlichen Generaladjudanten des Zaren ernannt. Schon bald erkannte Jomini, dass auch auf russischer Seite die Generalität empfindlich auf Kritik reagierte. Umso mehr als diese von einem Schweizer vom Feindeslager Übergelaufen stammten. Freunde schaffte sich hier Jomini ebenfalls keine. Als die Allierten auf Frankreich zuzumarschieren begannen, bat Jomini darum, nicht mitgehen zu müssen. Sie wurden jedoch im Februar 1814 von Franzosen zweimal bitter geschlagen, was die Allierten dazu bewog, Jomini zu Hilfe zu rufen. Die Generalstäbe dagegen hörten nicht auf seinen Rat. Mit 34 reichte er seine Demission ein.

In der Folgezeit widmete er sich vermehrt dem Schreiben und wurde als Militärberater auf französischer (1859 Italienischer Krieg), wie auch auf russischer (1828/29 Türkenkreig; 1853-56 Krimkrieg) Seite, eingesetzt. In Russland sollte er die Generalstabsausbildung übernehmen und zu diesem Zweck eine Militäkademie in St. Petersburg führen. Diese wurde schliesslich 1832 eröffnet, leiten hingegen durfte Jomini sie nie. 1835 wurde Jomini zum russischen Hof gerufen, um die militärische Ausbildung von Alexander II zu übernehmen.

Jomini starb 24.3. 1869 in Paris. Als Teilnehmer an 12 Kampagnen während den Napoleonischen Kriegen blieb ihm jedoch eines verwehrt: nie hatte der Schweizer die Möglichkeit, eine Armee als Kommadant in die Schlacht zu führen: "Si la fortune ne m'a jamais mis à la tête d'une armée, j'ai été du moins chef d'état-major de près de 100 000 hommes" (Jomini, 1994, S. 288).

 

Zweiter Teil

 

Jomini's strategisches Denken

 

Grundsätzliches

Anhand des Buches 'Précis de l'Art de la Guerre' sollen die Gedanken Jominis in groben Zügen dargestellt werden. Dieser Abriss über die Kriegkunst verfasste Jomini 1837 basierend auf einem 1830 veröffentlichten Essay. Überzeugt, dass es in der Kriegskunst so etwas wie Regeln zum Erfolg gäbe (Jomini, 1994, S.141), macht sich Jomini daran, diese zu finden und in wenigen Grundsätze zu fassen. Dass solche immer gültige Grundsätze nur im strategischen resp. operativen Rahmen zu finden seien, lieg für Jomini in der Natur der Sache: "...la tactique, la seule partie de la guerre, peut-être, qu'il soit impossible de soumettre à des règles fixes" (Jomini, 1994, S.5). Als didaktisches Werk für einen Prinz oder Staatsmann konzeptiert (Jomini, 1994, S.15), beharrt Jomini auf klare Begriffsbestimmungen und auf Maximen, die unter Miteinbezug der Militärgeschichte herauskristalliert werden. 1855 wurde eine überarbeitete Ausgabe vom 'Précis de l'Art de la Guerre' veröffentlicht, welche 1862 an der Militärakademie West Point übersetzt wurde.

Bevor zur eigentliche Kriegskunst übergegangen wird, soll geklärt werden, was Jomini unter Krieg versteht: Krieg ist keine exakte Wissenschaft, sondern unterliegt wenigen allgemein gültigen Prinzipien, deren Auswirkung von einer Vielzahl psychlogischer und physisch bestimmter Faktoren beeinflusst würde (Jomini, 1994, S.390). "...la guerre est un grand drame, dans lequel mille causes morales ou physiques agissent plus ou moins fortement, et qu'on ne saurait réduire à des calculs mathématique" (Jomini, 1994, S.13).

 

Die Kriegskunst

Jomini unterscheidet sechs Bereiche der Kriegskunst (Jomini, 1994, S.19):

 

1. Kriegspolitik:

Der Staatsmann wägt ab, ob ein Krieg geeignet, günstig oder gar unumgänglich sei und bestimmt die zur Zielerreichung notwendigen Vorgehensweisen. Der Kriegszweck beeinflusst also die Vorgehensweise, die Grösse der Anstrengungen und den Umfang der Einsätze: "On juge que ces différentes espèces de guerre influent un peu sur la nature des opérations qu'elles exigeront pour arriver au but proposé, sur la grandeur des efforts qu'il faudra faire à cet effet, et sur l'étendue des entreprises qu'on sera à même de former" (Jomini, 1994, S.21).

Im Gegensatz zu den unabänderlichen Prinzipien der Strategie, ist die Kriegspolitik abhängig vom psychologischen Zusand des Volkes, von der Örtlichkeiten und vom Staatsoberhaupt und dementsprechend von Fall zu Fall anzupassen. Alles durchdringend ist sie in ihrer Wirkung nicht berechenbar, sondern nur nach der Wahrscheinlichkeit bestimmbar, was dazu führt, dass die Operationspläne situativ angepasst werden müssen. Die Ausführung der Pläne dagegen hat den Prinzipien der Kriegskunst zu gehorchen (Jomini, 1994, S.24).

Die Kriegspolitik lieg also sowohl im Bereich des Staatsmannes wie auch im Bereich des Soldaten (Jomini, 1994, S.19).

2. Strategie:

Strategie ist die Kunst, den Grossteil der Armee auf den wichtigsten Punkt in einem Kriegstheater resp. in einer Operationszone zu führen (Jomini, 1994, S.340).

Sie ist die Kunst, Krieg auf der Karte zu führen und alle Aspekte eines Kriegsschauplatzes zu erfassen (Jomini, 1994, S.80).

Sie bestimmt, wo man handeln muss (Jomini, 1994, S.81).

3. La grande tactique:

Grosse Taktik ist die Kunst, Schlachten gut zu planen und zu führen (Jomini, 1994, S201).

4. Logistik:

Die Logistik ist die praktische Umsetzung der Kunst, Armeen zu bewegen (Jomini, 1994, S.19). Sie bringt die Armee zu dem von der Strategie bestimmten wichtigsten Punkt und plaziert dort die Truppe (Jomini, 1994, S.81).

5. Ingenieurwesen:

Angriff und Verteidigung von Festungen (Jomini, 1994, S.20).

6. La tactique de détail:

Die Gefechtstechnik bestimmt die Verwendung resp. den Einsatz der Truppe und die Art der Ausführung (Jomini, 1994, S.81).

Zusammengefassend kann gesagt werden, dass Diplomatie, Kriegspolitik und Militärpolitik unter 'Grand Strategy' resp. Sicherheitspolitik (d.h. Strategie i.w.S.) im heutigen Begriffsverständnis subsummiert werden können. Strategie und Logistik sollen als Operative Kunst verstanden werden. Und schliesslich fallen 'La grande tactique' und 'La tactique de détail' unter dem Begriff Taktik bzw. Gefechtstechnik.

 

Von der Strategie im weiteren Sinne

Jomini grenzt die Militärpolitik von der Kriegspolitik ab. Militärpolitik umfasst einzig militärische Aspekte eines Kriegunternehmens (Jomini, 1994, S.49). Die Kriegspolitik dagegen stellt den Bezug der Diplomatie zum Krieg dar. Die Militärpolitik untersucht also den Einfluss der unterschiedlichsten Faktoren auf militärische Operationen: Die Leidenschaften der zu bekämpfenden Völker; ihre militärischen Institutionen, ihre finanziellen Ressourcen, ihre Wehrmotivation, ihre Mittel in Front und ihre Reserven, der Einfluss ihres Kabinettes resp. Kriegrates auf ihre Operationen, der Charakter des gegnerischen Generals, ihre militärischen Fähigkeiten, die Doktrin des gegnerischen Generalstabes, die Militärgeographie und militärischen Statistiken sowie die wesentlichen Unterschiede in Armee und Bewaffnung. Diese Aspekte, weder zur Strategie noch zur Politik gehörend, sind für eine Lagebeurteilung unerlässlich und dürfen von einer Regierung unter keinen Umständen nachrichtendienstlich vernachlässigt werden: "...un gouvernement doit ne rien négliger pour arriver à la connaissance de ces détails" (Jomini, 1994, S.49-50). Die Militärpolitik setzt sich aber nicht nur mit dem Gegner auseinander, sondern behandelt ebenfalls die eigenen militärischen Institutionen: Rekrutierung, militärische Ausbildung, Bildung von Reserven nationaler Reservisten, Rüstung, System der Versorgung, Spitäler, Administration und eigene Wehrmotivation sowie die Wahl des Generales (Jomini, 1994, S.55-57).

Die Rolle der Politik sieht Jomini im Streben das Gleichgewicht zu wahren. So wie die Strategie darum bemüht ist, die Masse der Macht auf den entscheidenden Punkt zu bringen (Jomini, 1994, S.29), so ist das Bewahren des politischen Gleichgewichts die Kunst der Politik. Ist aber der Entscheid zum Krieg gefällt, muss die Diplomatie Wegbereiter für den Erfolg sein: Sie soll eine feste Allianz mit einer zum Gegner benachbarter Macht schmieden, falls es darum geht, in ein weit entferntes Land einzufallen (Jomini, 1994, S.34). Oder will man Rechte verteidigen, so muss die Diplomatie, möglichen Neid soweit tilgen, dass keine Gefahr einer Intervention einer dritten Macht droht (Jomini, 1994, S.23). In einem ideologischen Krieg kann die Politik ebenfalls unterstützend wirken, indem sie es versteht, den Wehrwillen des eigenen Volkes zu schüren (Jomini, 1994, S.192).

Ist das Ziel von der Kriegspolitik gesetzt, der Weg zum Erfolg durch die Diplomatie geebnet und allen Faktoren der Militärpolitik Rechnung getragen worden, so muss dem General grösst mögliche Handlungsfreiheit eingeräumt werden (Jomini, 1994, S.55):

L'action du cabinet sur les armées influe aussi sur l'audace des entreprises. Un général dont le génie et le bras sont enchaînés par un conseil aulique à deux cents lieues du théâtre de la guerre, luttera avec désavantage contre celui qui aura toute liberté d'agir.

Das Wesen des Krieges beeinflusst das Zusammenspiel zwischen Diplomatie, Kriegspolitik, Militärpolitik und Strategie. So unterscheidet Jomini zwischen offensive Kriege, um Rechte durchzusetzen; Expansionskriege; Interventionskriege und Glaubenskriege, worunter Religions- und Bürgerkriege sowie der Volkswiderstand fallen.

 

Von der Operativen Kunst

 

Das strategische Schachbrett

Jomini unterscheidet zwischen dem Kriegsschauplatz (le théâtre de guerre) und dem Operationsschauplatz einer Armee (le théâtre d'opération). Ein Kriegsschauplatz umfasst den ganzen Raum, worin sich zwei Mächte angreifen können. Sei es im eigenen Land, sei es im Land eines Alliierten oder einer zweitrangigen Macht, die aus Furcht oder aus Eigeninteresse in den Sog des Krieges hineingeraten ist. Ein Operationsschauplatz einer Armee umfasst dagegen lediglich das Gelände, in welches die Armee einzufallen versucht und welches sie zu verteidigen hat. Sowohl der Kriegsschauplatz, wie auch der Operationsschauplatz, falls eine Armee darin isoliert operiert, sind als strategische Schachbretter zu betrachten (Jomini, 1994, S.87). In einem solchen Schachbrett resp. Schauplatz sind, unabhängig von den spezifischen topografischen Gegebenheiten, drei mögliche Operationszonen auszumachen: eine rechte, linke und mittlere Zone (Jomini, 1994, S.365). Ein Schauplatz resp. strategisches Schachbrett besteht aus folgenden Elementen (Jomini, 1994, S.88):

 

1. Eine fixe Operationsbasis

Eine Operationsbasis umfasst einen Raum oder einen Teil eines Staates, woraus eine Armee ihre Ressourcen und Verstärkungen zieht. Von dieser Basis aus startet eine Armee eine offensive Expedition, in der Not findet eine Armee darin Zuflucht oder stützt sich auf diese, falls eine Armee das eigene Land zu verteidigen hat. Ratsam ist, sich ebenfalls eine Basis als zweite Linie zu schaffen. Doch vom grössten Vorteil ist, sich zwei Operationsbasen zu schaffen, die wie senkrecht zueinander stehen. Sollte sich das Kriegsglück wenden, erleichtert dies jegliche unvorhergesehene Änderung der Operationslinie, weil zwei weit zueinander entfernte Rückzugslinien zur Verfügung stehen (Jomini, 1994, S.91-92). Neben den fixen Operationsbasen, die sich normalerweise im eigen oder verbündeten Land befinden, gibt es noch Operationsbasen, die vorübergehend im Feindesland eingerichtet werden können (Jomini, 1994, S.97).

2. Ein Hauptoperationsziel

In der Strategie bestimmen der Kriegszweck, die spezifischen Umstände, der politische Wille und die militärischen Mittel beider Seiten das Operationsziel: "Pour ce qui concerne le choix des points objectifs, tout dépendra ordinairement du but de la guerre, du caractère que les circonstances ou la volonté des cabinets lui imprimeraient, enfin des moyens de guerre des deux partis" (Jomini, 1994, S.103). Die gute Wahl der Operationsziele ist des Generals wertvollste Gabe und Garant für den Erfolg: "C'est en quelque sorte dans le bon choix de ces points que consiste le talent le plus précieux pour un général, et le gage le plus sûr de grand succès" (Jomini, 1994, S.102). Solche Schlüsselpunkte (points décisifs) können sein: Punkte, welche den Knotenpunkt eines Zusammenflusses mehrerer Täler beherrschen; das Zentrum vom Kommunikationslinien, die ein Land durchqueren; die Hauptstadt, der Punkt, worauf alle Strassen des Landes führen und welche auch politisch das Zentrum darstellt; Manövrierpunkte, die aus der Disposition beider Armeen resultieren und die darauf abzielen, den Gegner von seiner Rückzugslinie, von seiner Operationsbasis und von anderen Armeeteilen abzuschneiden; aber auch die Besetzung eines Territoriums (Jomini, 1994, S.99-101).

3. Operationsfronten

Eine Operationsfront beinhaltet dasjenige Gelände, welches der Gegner innerhalb eines resp. zweier Märsche wahrscheinlich erreichen kann. Sie ist der geographische Raum, welcher die strategische Front zweier Armeen voneinander trennt und in welchem die Streitparteien aufeinander treffen können (Jomini, 1994, S.107).

4. Strategische Fronten

Sobald eine Armee sich auf dem Schachbrett aufgestellt hat, auf welchem sie angreifen oder verteidigen will, so hat sie strategische Punkte eingenommen, welche in ihrer Gesamtheit eine Frontausdehnung ergeben, die dem Gegner gegenüberliegt: Das ist die strategische Front (Jomini, 1994, S.105). Sie umfasst einen kleineren Raum als die Operationsfront, besitzt jedoch dieselbe Richtung und liegt gewöhnlich quer zur Operationslinie, dieselbe schützend, indem sie über ihre Flanken hinaus verlängert wird (Jomini, 1994, S.107). Das Besetzen strategischer Punkte ist diejenige Disposition, die es einer Armee erlaubt, mehrere Punkte gleichzeitig zu decken resp. zu bedrohen, eine Beobachtungslinie zu bilden oder eine Warteposition einzunehmen (Jomini, 1994, S.110-111).

Ist eine Operation dabei gestartet zu werden, so wird sich die eine Seite dazu entscheiden, den Gegner abzuwarten. Dafür wird sie sich eine Verteidigungslinie, mit der strategischen Front identisch oder aber leicht zurück versetzt, ausbauen (Jomini, 1994, S.106). Es gibt taktische und strategische Verteidigungslinien, wobei bei der Zweitgenannten noch zwischen permanenten (befestigte Verteidigungslinien, ein Gemisch aus natürlichen und künstlichen Hindernissen) und vorübergehenden Verteidigungslinien unterschieden wird (Jomini, 1994, S.109).

5. Operationslinien

Die Operationslinien bezeichnen denjenigen Teil einer Operationszone, welchem eine Armee auf einer oder mehreren Strasse folgt (Jomini, 1994, S.114-115). Dabei wird zwischen inneren, äusseren, konzentrischen und divergierenden Operationslinien unterschieden: Eine innere Linie verfolgt eine Armee dann, wenn sie sich mehreren Gegner zu erwehren hat, indem sie ihrer Bewegung eine solche Richtung gibt, dass diese ihr es erlaubt, ihre Kräfte vor denjenigen der Gegner zu vereinen (falls die Streitparteien kräftemässig in etwa ausgeglichen sind). Gelingt es einer Armee, ihre Kräfte auf beiden Extremitäten gleichzeitig eines oder mehreren Gegner schneller zu vereinen, so folgte sie der äusseren Linie (falls man in Überzahl ist). Streben alle Bewegungen einer Armee von entfernten Punkte auf ein und denselben Punkt hin, dann verfolgt sie konzentrische Linien (z.B. vor einem entscheidenden Zusammenstoss). Hat eine Armee einen einzigen Ausgangspunkt, strebt aber gleichzeitig auf verschiedene Ziele zu, so folgt sie divergierenden Operationslinien (z.B. nach einem Sieg) (Jomini, 1994, S.117,146).

6. Strategisch- geographisch wichtige Punkte

Strategisch-geographisch wichtig sind alle diejenigen Punkte, welche einen direkten oder indirekten Einfluss auf einen Schauplatz ausüben. Sie sind jedoch nicht immer die entscheidenden Punkte (Jomini, 1994, S.98).

7. Strategische Linien

Als strategische Linie wird diejenige Linie bezeichnet, welche entweder die entscheidenden Punkte auf einem Schauplatz miteinander oder mit der Operationsfront einer Armee verbindet (Jomini, 1994, S.114-115). Die Verbindungslinien von der strategischen Front einer Armee zu den wahrscheinlich folgenden Ziele werden ebenfalls strategischen Linien benannt (Jomini, 1994, S.145).

8. Kommunikationslinien

Sämtliche gangbaren Strassen, die alle in der Operationszone zerstreuten Armeeteile untereinander verbinden, werden als Kommunikationslinien bezeichnet.

9. Fluchtpunkte im Falle eines Rückzuges

Obwohl das oben Genannte den Kriegs- resp. Operationsschauplatz in ein auf Punkte und Linien reduziertes Gebilde abstrahiert, betont Jomini, dass dies in Wahrheit der Komplexität nicht Rechnung trage:

Cette maxime...se trouve néamoins à chaque pas démentie par les événements de la guerre; la nature du pays, les lignes de fleuves et de montagnes, l'état moral des deux armées, l'esprit des peuples, la capacité et l'énergie des chefs, ne se mesurent pas avec des angles, des diamètres et des périphéries (Jomini, 1994, S.135).

...la guerre est un drame passionné et nullement une opération mathématique (Jomini, 1994, S.136).

 

Vom defensiven und offensiven Krieg

Hat man sich für den Krieg entschieden, so muss bestimmt werden, ob es sich um einen defensiven oder offensiven Krieg handeln soll. Den Krieg offensiv in das gegnerische Land zu tragen gereicht meist der Invasionsmacht zum Vorteil, weil dadurch das eigene Land verschont bleibt, die gegnerischen Ressourcen vermindernd die eigenen vergrössert werden und weil es die Moral der eigenen Armee stärkt, währenddem es die Furcht des Gegners hervorruft. Es besteht dennoch die Gefahr, dass durch die Bedrohung der Heimat der Wehrwille einer Nation geweckt wird und dass die Operationslinien durch die Invasion zu überdehnt werden. Ebenfalls sind sämtliche künstlichen und natürlichen Hindernisse, die zu Verteidigung geeignet sind, im Feindesland zu überwinden (Jomini, 1994, S.84). Ist man wegen grosser Unterlegenheit oder wegen einer verlorenen Schlacht zu einem Defensivkrieg gezwungen, so hat dieser aber auch seine Vorteile. Es ist dabei jedoch zwischen passiver Verteidigung, den Gegner abwartend, was immer verhängnisvoll ist, und aktiver Verteidigung, mit der grosse Erfolge erzielt werden kann, zu unterscheiden. Unter der aktiven Verteidigung ist folgendes zu verstehen: Der Verteidiger hat solange dem Gegner auszuweichen, bis dieser durch Zersplitterung, Märsche, Strapazen und Entbehrungen soweit geschwächt ist, dass der Verteidiger die Initiative zur Bewegung wieder an sich reissen kann. Alle natürlichen wie auch künstlichen Hindernisse nutzend, muss der Gegner verzögert und in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden:

...le défenseur au contraire doit le reculer jusqu'à ce que son adversaire soit affaibli par des détachements obligés, par les marches, les fatigues, les privations, etc. (Jomini, 1994, S.85).

...le général...aurait le bon esprit de ne pas se réduire à une défense inerte; c'est-à-dire, qu'il se garderait sans bouger, dans des postes fixes, tous les coups que l'ennemi voudrait lui porter: il faudra qu'il s'applique au contraire à redoubler l'activité de ses opération, et à saisir toutes les occasions qui se présenteront de tomber sur les points faibles de l'ennemi, en prenant l'initiative des mouvement (Jomini, 1994, S.86).

Jomini sieht in der geschickten Anwendung vom offensiven und defensiven Krieg im Wechselspiel, ja besonders in der Fähigkeit, in der Defensive die Initiative wieder an sich zu reissen, das Talent eines Generals:

En définitive, il paraît incontestable qu'un des plus grands talents d'un général est de savoir employer tour à tour ces deux systèmes, et surtout de savoir ressaisir l'initiative au milieu même d'une lutte défensive (Jomini, 1994, S.86).

 

Vom Generalstab

Es obliegt dem Generalstab, die besten Voraussetzungen für das Gelingen der eröffnenden Operation zu schaffen und alle Massnahmen dazu zu treffen (Jomini, 1994, S.275). Darunter fallen unter anderem: Das Befehlen sowie das Steuern aller Geländerkundungen und Aufklärungen, auch mittels Spionage, die möglichst genaue Nachrichten über den Standort und Bewegungen des Gegners beschaffen sollen (Jomini, 1994, S.273); das für den Auftrag zugeschnittene Ausrüsten der verschiedenen Korps (Jomini, 1994, S.273); die Organisation und Sicherung von Heilanstalten, mobilen Spitäler und Schneidereien (Jomini, 1994, S.274); das Einrichten von Versorgungsetappen als Bindeglied zwischen Armee und Operationsbasis, falls sich die Operationslinie überdehnt (Jomini, 1994, S.280); die notwendige Marschplanung und -führung, sodass der Gegner über unsere Absicht im Unklaren bleibt:

...à diriger les marches de manière à ne rien faire préjuger à l'ennemi relativement aux entreprises que l'on aurait dessein de former (Jomini, 1994, S.276).

Un des points essentiels de la science des marches, consiste aujourd'huit à savoir bien combiner les mouvements de ses colonnes, de manière à embrasser, sans les exposer, le plus grand front stratégique possible, aussi longtemps qu'elles sont hors de portée de l'ennemi: par ce moyen on parvient à le tromper sur le véritable objectif que l'on se propose (Jomini, 1994, S.158).

und schliesslich die Vorbereitung der Befehlsgebung. Auf die Erfahrung der Kommandanten zählend, sind dabei auf Details zu verzichten, indem man sie zur Pünklichkeit erzieht, ihnen das Ziel und die Zeit ihres Eintreffens, sowie die Route vorgibt, die Disposition des Gegners erhellt und eine Rückzugsrichtung im Falle der Not anzeigt:

Dans cet état de choses, le moyen qui paraît le plus sûr et plus simple pour ordonner les mouvement...sera de s'en rapporter pour les détails à l'expérience des généraux commandant ces corps, en ayant soin de les habituer à une grande ponctualité. Alors il suffira de leur indiquer le point et le but qu'ils doivent chercher à atteindre, la route qu'ils doivent prendre, et l'heure à laquelle on compte qu'ils arriveront en position (Jomini, 1994, S.278).

...enfin on leur dira ce qu'on saurait d'intéressant sur la présence de l'ennemi, et on leur indiquera une direction de retraite s'ils y étaient forcés. Tout les détails qui tendraient à prescrire chaque jour, aux chefs de ces corps, la manière de former leurs colonnes et de les remettre en position, sont du pédantisme plus nuisible qu'utile (Jomini, 1994, S.279).

Der Nachrichtenbeschaffung misst Jomini besondere Bedeutung für den Erfolg zu. Er unterscheidet dabei zwischen fünf verschiedene Kanälen: Spionage, Aufklärung, Gefangenenverhöre, Wahrscheinlichkeiten von Szenarien und Abhören von Telegaphensignalen (signaux). Als zuverlässigste Quelle nennt Jomini die Spionage, weil sie Nachrichten vom Innern der gegnerischen Armee verschaffen kann. Partisanen als Informationsquelle schlägt Jomini ebenfalls vor. Nachhaltig betont er, dass alle Mittel zur Nachrichtenbeschaffung auszuschöpfen seien, dass in der Menge der Kern der Wahrheit liege und dass ein General auf Unvorgesehenes mit vorbehaltene Entschlüsse zu reagieren bereit sein muss, um nicht den Kopf zu verlieren und um einen sicheren Blick für das Wesentliche zu erhalten:

...il faut tenter tous les moyens de se bien instruire (Jomini, 1994, S.287).

...un général ne doit rien négliger pour être instruit des mouvement de l'ennemi...(Jomini, 1994, S.290).

...en multipliant des renseignements, quelque imparfaits et contradictoires qu'ils soient, on parvient souvent à démêler la vérité du sein même de leurs contradictions (Jomini, 1994, S.290).

Un général capable ne doit jamais se mettre en marche sans avoir deux ou trois partis pris sur les hypothèses vraisemblables qu'offrirait la situation respective des armées...(Jomini, 1994, S.291).

...un général, en posant bien un petit nombre de suppositions sur ce que peut faire l'ennemi, et sur qu'il lui convient de faire lui-même dans toutes les hypothèses, réussira à se former un coup d'oeil sûr et rapide sur les éventualités, et à avoir un parti pris d'avance pour déjouer les entreprises que l'ennemi pourrait tenter (Jomini, 1994, S.370).

L'armée étant rassemblée et voulant se porter à une entreprise quelconque, il s'agira de la mettre en mouvement avec tout l'ensemble et la précision possibles, en prenant toutes les mesures d'usage pour l'éclairer et la couvrir dans ses mouvement (Jomini, 1994, S.278).

Misst man dem Nachrichtendienst nicht genügend Bedeutung zu, so muss man diese Nachlässigkeit, besonders in einem Volkswiderstand verstrickt, teuer bezahlen. Diese Erfahrung machte Jomini in Spanien:

...les généraux français payèrent cher, en Espagne, l'impossibilité d'avoir des espions et des renseignements sur ce qui se passait autour d'eux (Jomini, 1994, S.289).

Vous n'avez qu'une armée, vos adversaires ont une armée et un peuple entier levé en masse ou du moins en bonne partie; un peuple faisant arme de tout, dont chaque individu conspire votre perte, dont tous les membres, même les non-combattants, prennent intérêt à votre ruine et la favorisent par tous les moyens. Vous n'occupez guère que le sol sur lequel vous campez; hors des limites de ce camp, tout vous devient hostile, et multiplie, par mille moyens, les difficultés que vous rencontrez à chaque pas.

Ces difficultés deviennent surtout sans mesure lorsque le pays est fortement coupé d'accidents naturels: chaque habitant armé connaît les moindres sentiers et leurs aboutissants; partout il trouve un parent, un frère, un ami, qui le seconde: les chefs connaissent de même le pays et apprenant à l'instant le moindre de vos mouvements, peuvent prendre les mesures les plus efficaces pour déjouer vos projets, tandis que, privé de tous renseignements, hors d'état de risquer des détachements d'éclaireurs pour en recevoir, n'ayant d'autre appui que vos baïonnettes, et de sûreté que dans la concentration de vos colonnes, vous agissez en aveugles: chaque de vos combainisons devient une déception, et lorsque, après les mouvements les mieux concertés, les marches les plus rapides et les plus fatigantes, vous croyez toucher au terme de vos efforts et frapper un coup de foudre, vous ne trouvez plus d'autres traces de l'ennemi que la fumée de ses bivouacs; assez semblables à Don Quichotte, vous courez ainsi contre des moulin à vent, lorsque votre adversaire se jette lui-même sur vos communications, écrase les détachements laissés pour les garder, surprend vos convois, vos dépôts, et vous fait une guerre désastreuse dans laquelle il faut nécessairement succomber à la longue (Jomini, 1994, S.40-41).

...une belle nuit ces compagnies du train disparurent, hommes et chevaux, sans que nous ayons jamais pu même apprendre ce qu'elles étaient devenues; un seul caporal blessé se sauva, et nous assura que c'étaient les paysans, conduit par des prêtres ou des moines, qui les avaient égorgées (Jomini, 1994, S.41).

Tout l'or du Mexique n'aurait pu suffire pour procurer quelques renseignements aux Français, et ceux qu'on leur donnait n'étaient que des leurres pour les faire tomber plus facilement dans des pièges (Jomini, 1994, S.41).

Für die rasche Auswertung und Verbreitung von Aufklärungsergebnissen steht natürlich der Telegraph im Mittelpunkt, wobei Jomini auch einem portablen Telegraphen nachsinnt (Jomini, 1994, S.391). Denn Geschwindigkeit ist ein Schlüssel zum Erfolg.

Eingestehend, dass eine Kampagne nicht von Anfang bis Ende im voraus geplant werden kann, muss auf der operativen Ebene die Grundidee des Vorgehens zur Erreichung des gesteckten Zieles gezeichnet werden und die besten Voraussetzungen für die eröffnende Operation geschaffen werden. Aufgrund des Ausganges dieser ersten Operation sind dann die neuen Chancen zu beurteilen (Jomini, 1994, S.127).

Doch lassen sich nach Jomini dennoch folgende Grundsätze der Kriegsführung als fundamentales Prinzip aller Operationen herausschälen: Man bringe das Gros einer Armee sukzessive auf die entscheidenden Punkte in einem Kriegsschauplatz; die Verbindungen des Gegners sind so oft als möglich zu bedrohen; es ist so zu manövrieren, dass das Gros der eigenen Kräfte gegen Teile des Gegners eingesetzt werden können und im entscheidenden Punkt muss eine gemeinsame Anstrengung unternommen werden (Jomini, 1994, S.81-82).

 

Von der Taktik

Die Schlacht ist der ultimative Zusammenprall zweier Armeen, die sich um politische und strategische Fragen streiten. Es ist die Taktik, vereint mit Mut, Genius und Glück, welche die Schlacht gewinnt (Jomini, 1994, S.201). Jomini geht es dabei weniger um die Vernichtung des Gegners, als vielmehr um die Zielerreichung: "...la première chose est de gagner la bataille sans chercher toujours la destruction totale de l'ennemi "(Jomini, 1994, S.376). Dies kann durch strategische Operationen ohne Entscheidungsschlacht, durch Flankangriff und durch einen Angriff in den Rücken des Gegners, sowie durch irgendwelche Manöver, welche die Psyche des Gegners ins Wanken bringt, erreicht werden (Jomini, 1994, S.341). In der Taktik wie auf operativer Ebene gilt, das Gros der eigenen Kräfte auf Teile des Gegners zu werfen und dort eine Anstrengung aller drei Waffengattung simultan zu konzertieren (Jomini, 1994, S.390). Den Ausgang einer Schlacht bestimmen aber auch Faktoren, die nicht unbedingt in die Domaine des Militärs gehören: Neben der gewählten Schlachtordnung, Loyalität der Offiziere, Sache, für die man kämpft, Elan, zahlenmässiges Verhältnis der Truppe und deren Qualität, Feuerüberlegenheit in Artillerie, Überlegenheit in Kavallerie stehen auch der Wehrwille und die Wehrmotivation der Armee sowie der ganzen Nation (Jomini, 1994, S.201).

Jomini unterscheidet zwischen drei Arten von Schlachten: Defensive Schlachten, bei welchen man den Gegner in günstigen Positionen erwartet; offensive Schlachten, in welchen man den Gegner in erkundeter Position angreift und schliesslich das Begegnungsgefecht (Jomini, 1994, S.202). Die Notwendigkeit der operativen Initiative unterstreichend, sieht Jomini die Vorteile der Initiative auf taktischer Stufe weniger bedeutend, weil diese dem Gegner kaum verdeckt blieben und dieser sofort mit dem Einsatz von Reserven darauf reagieren könne. Weiter fügt er hinzu, dass wegen der Wirkung des Feuers von Gewehr und einer geschickt eingesetzter Artillerie der Vorteil der Initiative gerade in der Taktik vermindert würde. Deshalb bezeichnet Jomini den Schutz der Infaterie vor dem gegnerischen Artilleriefeuer durch geschicktes Ausnützen des Geländes als einen wichtigen Punkt:

...un des points les plus essentiels pour conduire l'infaterie au combat, c'est de mettre ses troupes à l'abri du feu d'artillerie de l'ennemi autant que faire se peut, non en les retirant mal à propos, mais en profitant des plis de terrain ou d'autres accidents qui se trouvent devant elles...(Jomini, 1994, S.316).

Ebenfalls erkennt Jomini die Notwendigkeit, die Truppe in kleineren Detachemente im Angriff zu führen, um diese weniger dem wirkungsvolleren Feuer auszusetzen:

...le perfectionnement des armes à feu ne saurait produire un changement notable dans la manière de mener les troupes au combat, mais qu'il serait utile d'introduire dans l'ordonnance de l'infanterie la formation des colonne par compagnie; d'avoir de bons et nombreux tirailleurs, et de bien exercer les troupes au tir (Jomini, 1994, S.389).

Wahrscheinlich zählt Jomini gerade auch deshalb bei offensiven Schlachten auf Täuschung und Irreführung, um den Gegner so lange als möglich über die eigenen Absichten im Unklaren zu belassen: "On réussira d'autant mieux dans ces entreprises si l'on parvient à les cacher à l'ennemi jusqu'au moment de l'assaillir" (Jomini, 1994, S.219). So z.B. durch häufiges Ändern der Zusammensetzung der Korps und deren häufiger Standortwechsel (Jomini, 1994, S.302); durch Scheinangriffe und Artilleriefeuer auf Punkte, die man gar nicht passieren will (Jomini, 1994, S.248); durch Ablenkungsmanöver, den Gegner in die falsche Richtung lockend, um anderswo eine Operation zu erleichtern (Jomini, 1994, S.242) sowie mittels Einsatz von Reserven in dem Zeitpunkt, wenn der Gegner, selbst durch den eigenen Angriff geschwächt, glaubt den Sieg davon getragen zu haben (Jomini, 1994, S.207).

Als erfolgversprechendes Rezept rät Jomini in der Taktik, die Vorteile der Defensive zu nutzen, um dann diejenige Chancen zu packen, welche sich aus der Initiative heraus ergeben: "C'est à la longue toute armée qui attendra l'ennemi dans un poste fixe finira par y être forcée, tandis qu'en profitant toujours des avantage de la défensive pour saisir ensuite ceux que procure l'initiative, elle peut espérer les plus grands succès" (Jomini, 1994, S.207).

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf operativer Stufe die Initiative, d.h. die Offensive immer gesucht werden muss. Auf taktischer Ebene dagegen kann eine aktive Verteidigung wegen der Wirkung des Feuers vorteilhaft sein. Dem Nachrichtendienst, der Aufklärung sowie der Erkundung sind keine Abstriche zuzulassen: Deren Ergebnisse bilden neben dem Operationsziel, welches stets vor Augen gehalten werden muss, Grundlage jedes Handelns. Täuschung und Irreführung des Gegners sind sowohl auf operativer wie auch taktischer Stufe möglich, ja für ein leichteres Gelingen notwendig.

 

Dritter Teil

 

In diesem letzten Teil sollen nun ausgewählte Aspekte strategischen Denkens Moltke's, Liddell Hart's sowie Beaufre's mit demjenigen von Jomini verglichen werden. Dabei geht es mir vielmehr darum, Parallelen aufzuzeigen, als Gegensätze herauszuschälen.

 

Parallelen zu Moltke (1800-1890)

Die Tatsache, dass Moltke nie ein umfassendes Werk über die Kriegskunst verfasste, sondern seine theoretische Betrachtungen auf Essays und Memoranda beschränkte, lässt einen Vergleich mit Jomini nicht einfach gestalten. Dennoch soll hier dieser Versuch unternommen werden:

 

Strategische Ebene

Wie Jomini ist Moltke davon überzeugt, dass der Krieg ein Mittel zum Zwecke der Politik sei, wobei Krieg aus folgenden drei Gründen geführt würde :

1. Wahrung der Existenz

2. Wahrung der Souveränität

3. Wahrung der Ehre:

Politics uses war for the attainment of its purpose ... (Krause, 1991, S.154).

...ich halte ihn [den Krieg] für ein letztes, aber vollkommen gerechtfertigtes Mittel, das Bestehen, die Unahhänigkeit und die Ehre des Staates zu behaupten (Salewski, 1991, S.80).

Ebenfalls annerkennt Moltke, dass Politik mit der Strategie Hand in Hand gehen muss. Die Politik hat zwar der Armee ein Mandat zu übergeben, sich aber dann fortan aus den Operationen heraus zu halten:

Politics must not meddle with operations. ...The reason is that primarily military considerations determine the course of war, political considerations only in so far as they do not demand something unacceptable from the military point of view. In no case, however, must the commander be guided only by political conceptions in his operations. Instead, he shall have to keep his eyes on the military success (Foerster, 1989, S.36).

In die Domäne der Strategie fällt denn auch die eigentliche Kriegsvorbereitung für den Präventivkrieg: die Bereitstellung der militärischen Mittel sowie das Möglichmachen der Anwendung militärischer Macht (Krause, 1991, S.154).

 

Operative Ebene

Auf der operativen Ebene geht es wie bei Jomini darum, die strategischen Vorgaben in Operationsziele und in die Praxis umzusetzen: "Strategie [ist] die praktische Anwendung der einem General zur Erreichung des vorgesehenen Ziels zur Verfügung stehenden Mittel" (Liddell Hart, o.J., S.394). Ebenfalls ist Moltke davon überzeugt, dass ein Krieg begrenzt planbar sei und dass die eröffnende Operation sorgfälltigst vorzubereiten sei:

No plan of operations can therefor with any reasonable degree of certainty, extend beyond the first encounter with the main body of the enemy. Only the layman believes he knows that the course of a campaign is the consistent implementation of an original concept conceived in advance, considered in every detail and adhered to until the very end (Foerster, 1989, S.29).

Als Student der Napoleonischen Feldzügen und denjenigen Friedrich's des Grossen machte Moltke wie Jomini folgendes Vorgehen zur Maxime: Marschiere getrennt, um vereint zuzuschlagen. Dabei muss die eigene numerische Überlegenheit örtlich sowie zeitlich angestrebt werden, um den verzettelten Gegner zu bezwingen. Auf strategischer wie auch auf operativer Ebene muss immer die Initiative ergriffen und eine Umfassung des Gegners erzielt werden. Was die Steuerung einer Operation betrifft, so ist auf die Fähigkeiten und Initiative der Unterstellten zu vertrauen und durch Auftragstaktik zu führen:

The commander minimizes orders, he should imagine the entire operation and if too many orders are issued then subordinates begin to lose their overall concept. It is very likely that with too many orders, the most important will be lost... The higher the commander, the shorter and simpler the orders must be... The concept must not be lost sight of.

In these orders there must not be motivation, anticipation and conjecture; It is crucial for the subordinate to understand the purpose of the operation, and then to work for its realization even if it means working against the actual orders. Within the view of the higher commander it is necessary to only tell the subordinate what is necessary to accomplish the purpose (Krause, 1991, S.151).

 

Taktische Ebene

Wegen der gesteigerten Wirkung des Feuers sieht Moltke wie Jomini den frontalen Angriff auf taktischer Ebene als zu verlustreich. Was anzustreben ist, ist die Kesselschlacht, in welcher die gegnerische Armee durch den simultanen Einsatz aller Waffengattungen vernichtet wird. Denn nur durch die Vernichtung der gegnerischen Armee, so Moltke, wird sich der Gegner dem eigen Willen unterwerfen:

Victory alone will break the will of the enemy and will subordinate his will to ours. Neither the capture of terrain, fortress, or severance of line of communication will achieve this objecitve To achieve decision, breaking the will of the enemy through destruction of his forces tha is the operational objective (Krause, 1991, S.150).

Es kann gesagt werden, dass die Übereinstimmungen in Jomini's Denken mit demjenigen Moltke's doch in den beschriebenen groben Zügen offensichtlich sind. Ob dies daher herrührt, weil beide dieselben Folgerungen aus dem militärhistorischen Studium identischer Feldzügen zogen, oder weil vielleicht neben der Bibel, Ilias und 'Vom Kriege' auch 'Précis de l'Art de la Guerre' von Jomini Moltke's vade mecum gewesen sein könnte, sei dahin gestellt.

Hauptunterschiede liegen im Kriegszweck, bei dem Jomini vermehrt differenziert, und dem operativen Ziel, worin Moltke im Gegensatz zu Jomini immer die Vernichtung der gegnerischen Armee sieht.

 

Parallelen zu Liddell Hart

Als Grundlage dieses Vergleichs dient Liddell Hart's 'Strategie' (o.J). Es wird nicht zu übersehen sein, dass zwar Liddell Hart den Aufgaben der unten beschrieben Ebenen vielleicht andere Zwecke zuweist, aber dasselbe Vorgehen zur Erreichung der gewünschten Wirkung wie Jomini vorschlägt. Liddell Hart's Konzeption ist weitgehend mit derjenigen Jomini's deckungsgleich. Ebenfalls ist das methodische Vorgehen Liddell Hart's für seine theoretische Betrachtung und das Herleiten seiner Grundsätze der Kriegskunst dasselbe wie Jomini's. Interessant hingegen ist, dass Liddell Hart in der Schrift 'Strategie' Jomini nicht ein einzigesmal erwähnt. Ob Liddell Hart die Schriften Jomini's, wenigsten die englische Überstzung von 'Précis de l'art de la guerre', gekannt habe, ist kaum zu bezweifeln.

 

Strategische Ebene

Auf die strategische Ebene siedelt Liddell Hart die Politik, die das Kriegsziel setzt, und die Grand Strategy, welche alle Kraftquellen einer Nation resp. einer Allianz dafür leitet und koordiniert, an:

Höhere Strategie [Grand Strategy] ist zwar praktisch synonym mit dem Begriff der die Kriegsführung bestimmenden Politik, unterscheidet sich aber doch von der Politik dadurch, dass diese das Ziel, den Zweck bestimmt. Der Begriff Höhere Strategie bedeutet also eine Art "Politik der Ausführung", denn ihre Aufgabe ist es, alle Kraftquellen einer Nation oder einer Allianz zu leiten und zu koordinieren, um das von der Politik gesteckte Kriegsziel zu erreichen (Liddell Hart, o.J., S.396).

Dafür setzt die Grand Strategy finanzielle Möglichkeiten, politischen oder wirtschaftliche sowie ethischen Druck als Mittel ein, um den gegnerischen Widerstandswillen zu schwächen. Der Einsatz der verschiedenen Kriegsinstrumente ist so zu lenken, dass Schaden für den späteren besseren Frieden vermieden wird (Liddell Hart, o.J., S.396-397).

 

Operative Ebene

Die Kunst des Feldherrs d.h. der Strategie hat zum Ziel, den gegnerischen Widerstand zu verringern und zu lähmen, um dadurch die Kampfhandlungen auf ein Mindestmass zu beschränken. Das Ideal ist, die Entscheidung ohne ernsthaften Kampf herbeizuführen. Kommt es aber zum Kampf, so ist es die Aufgabe der Strategie den militärischen Sieg zu erringen. Immer müssen dabei Zwischenziele und Mitteleinsatz zu deren Erreichung im Hinblick auf das Endziel eines besseren Friedens aufeinander abgestimmt sein. Die Voraussetzungen dafür schafft der General, indem er durch Überraschung und Bewegung den Gegner vorerst psychologisch aus dem Gleichgewicht bringt und seinen Widerstandswillen schwächt, um ihn dann zu überwinden. Liddell Hart nennt diese Vorgehensweise Indirektes Vorgehen. Dies wird durch Täuschung und Ablenkung, durch Operationen in den Rücken des Gegners, durch Unterbrechen der gegnerischen Verbindungs- und Operationslinien sowie durch Aufsplitterung des Gegners erreicht:

Also muss der, der erfolgreich zuschlagen will, den Gegner treffen, wenn und wo dieser nicht gedeckt ist. Erfolgreiche Konzentration erreicht man nur, wenn die gegnerischen Kräfte zerstreut sind. Und um das zu erreichen, müssen auch die eigenen Verbände weiträumig verteilt sein. So ergibt sich -äusserlich als Paradoxon-, dass echte Konzentration das Ergebnis einer Verteilung ist.

Eine weitere Folge der Zweiseitigkeit liegt darin, dass man, um mit Sicherheit ein Ziel zu erreichen, immer eine Alternative im Auge haben sollte (Liddell Hart, o.J., S.405).

Wählt man...eine Vormarschrichtung, die verschiedene Ziele bedroht, lenkt man den Gegner und seine Verbände ab. Das ist...die wirtschaftlichste Methode der Ablenkung, denn man behält immer den grössten Teil der eigenen Kräfte auf der wirklichen Operationslinie verfügbar und bringt damit die grösstmögliche Konzentration mit der Notwendigkeit der Verteilung in Einklang (Liddell Hart, o.J., S.405-406).

... [zwar wird] ein Stoss nah gegen den Rücken der feindlichen Verbänden mehr Wirkung auf die Geisteshaltung der feindlichen Truppen haben, ein Schlag weiter hinten aber mehr Wirkung auf das feindliche Oberkommando (Liddell Hart, o.J., S.408).

Dazu Jomini:

...elle [la cavalerie] peut porter au loin la terreur chez l'ennemi, elle enlève ses convois, bloque pour ainsi dire l'armée dans ses positions, rend ses communications difficiles, si ce n'est même impossible, trouble toute harmonie dans ses entreprises et dans ses mouvements. En un mot elle procure presque les même avantages qu'une levée en masse des populations, en portant le trouble sur les flancs et les derrières d'une armée ennemie, et en réduisant son général à l'impossibilité de rien calculer avec certitude (Jomini, 1994, S.327)

Deutlich spricht also auch Jomini die psychologischen Folgen indirekten Vorgehens an und setzt diese mit der Wirkung des Volkwiderstandes gleich.

Nicht die Vernichtung des Gegners ist primär das Ziel, sondern die feindliche Aktion zu lähmen: "Das praktikable Ziel, die feindliche Aktion zu lähmen, wird wichtiger sein als das theoretische Ziel, die feindliche Streitmacht zu vernichten" (Liddell Hart, o.J., S.410). Neben anderen Varianten für die Methode des Vorgehens schlägt Liddell Hart folgendes vor:

Gestreutes Vorgehen mit einer Kette von Zielen, das heisst gegen eine Reihe von Objekten nacheiander (Jeder dieser Schritte wird zur Vorbereitung eine Ablenkung des Gegners benötigen, falls nicht die Wahl unter verschiedenen Objekten es ermöglicht, schon aus der Ratlosigkeit des Gegners Ablenkungswirkung zu erzielen) (Liddell Hart, o.J., S.409-410).

Die Ablenkung bezweckt, den Gegner seiner Handlungsfreiheit zu berauben, indem dieser durch unser Vorgehen dazu verleitet wird, sich physisch zu zersplittern, und, auf psychologischer Ebene, indem der gegnerische Befehlshaber durch unsere Aktionen in Angst und Schrecken versetzt wird (Liddell Hart, o.J., S.403).

 

Taktische Ebene

Im Bereich der Taktik verharrt Liddell Hart auf der theoretischen Betrachtungsweise: "Wenn der Einsatz des militärischen Instruments zu unmittelbaren Gefechten führt, nennt man die Vorbereitung und die Führung solcher direkter Aktionen Taktik" (Liddell Hart, o.J., S.396).

"Taktik liegt in der Sphäre des Kampfes und füllt diese aus" (Liddell Hart, o.J., S.399).

Liddell Hart sieht in der Taktik die Offensive, wenn sie mit einer Strategie des Weichens d.h. mit einer elastischen Verteidigung verbunden ist. Wird aber eine offensive Strategie gewählt, um sich in eine vorteilhafte Stellung gegenüber dem Gegner zu bringen, so ist auf taktischer Ebene die Defensive anzuwenden (Liddell Hart, o.J., S.196).

Diese Aspekte mit den Aussagen Jomini's vergleichend, kann ohne weiteres behauptet werden, dass sich Liddell Hart's Denken mit demjenigen des Schweizers deckt.

 

Parallelen zu Beaufre

In der Schrift 'Introduction à la Stratégie' (1963), auf welcher dieser Vergleich beruht, verlässt Beaufre die strategische Ebene nicht. Dies ist denn auch der Grund, warum sich diese Gegenüberstellung auf diesen Bereich beschränken wird.

 

Strategische Ebene

Grundsätzlich definiert Beaufre Strategie als die Kunst der Dialektik der Willen, indem Macht zur Lösung des Konfliktes der Streitparteien verwendet wird (Beaufre, 1963, S.16). Ziel der Strategie ist es, den Gegner davon zu überzeugen, dass es zwecklos sei, in einen Kampf einzutreten oder diesen weiterzuführen (Beaufre, 1963, S.17). Die Entscheidung wird dann fallen, wenn man eine Situation geschaffen hat, und diese als Gelegenheit ausnützt, in welcher die moralische Desintegration des Gegners soweit herbeigeführt worden ist, dass wir ihn zur Annahme unserer Bedingungen zwingen können (Beaufre, 1963, S.18). Die Wahl der Mittel dafür hängt sowohl von der Verwundbarkeit des Gegners als auch von unseren Möglichkeiten ab. Beaufre unterscheidet dabei zwischen der Direkten Strategie (D), die darin besteht, schwergewichtig militärische Mittel zur Zielerreichung einzusetzen, und der Indirekten Strategie (I), die mit Schwergewicht andere Mittel als militärische einsetzt: So z.B. Diplomatie, politische und wirtschaftliche Sanktionen aber auch ein revolutionärer Aufstand, um eine Intervention von aussen vorzubereiten oder um eine Regierung zu stürzen, sowie ein Guerrillakrieg in Verbindung mit internationalen Aktionen (Beaufre, 1963, S.19). Beaufre stellt dazu fünf strategische Modelle auf:

 

Strategie

         
Nr D I

zur Verfügung stehende Machtmittel

Wichtigkeit des gesteckten Zieles

Handlungsspielraum

Vorgehen zur Zielerreichung

Beispiel



û

 

sehr stark

gering

eingeschränkt

Drohung

atomare Abschreckung

 

û

ungenügend

gering

klein

indirekter Druck via politische, diplomatische sowie ökonomische Sanktionen z.T. UNO

ƒ

û

û

beschränkt

wichtig

eingeschränkt

Serie sukzessiver Aktionen, direkte Drohung und indirekter Druck verbindend, mit beschränkter Gewaltsanwedung Hitler 1935-39

 

û

ungenügend, um eine militärische Entscheidung herbeizuführen

wichtig

gross

Abnutzung der gegnerischen Moral durch einen langandauernden Konflikt Totaler Krieg auf Guerrilla basierend

û

  für Zielerreichung genügend bis gute militärische Machtmittel

wichtig

gross

militärischer Sieg durch einen kurzen gewaltsamen Konflikt 19. Jh. und 1. Hälfte 20. Jh.

 

Bei der Ausarbeitung eines strategischen Planes ist auf jede mögliche Handlung die Gegenreaktionen vorauszudenken, um dadurch die geeigneten Gegenmassnahmen, sowohl auf der technisch-taktischen Ebene als auch auf der strategischen Ebene, zu entwickeln (Beaufre, 1963, S.19). Will man die Handlungsfreiheit in jeder Situation bewahren, ist dabei unter allen Umständen eine einzige Kausalkette zu vermeiden. Denn für Beaufre ist die stete Wahrung der eigenen Handlungsfreiheit, währenddem diejenigen des Gegners eingeschränkt wird, Kern der Strategie:

La lutte pour la liberté d'action est en effet l'essence de la stratégie. Il en résulte que la protection de sa propre liberté d'action (la sûreté) et l'aptitude à priver l'adversaire de sa liberté d'action (par la surprise et par l'initiative) constituent les bases du jeu stratégique (Beaufre, 1963, S.121)

In diesem Bereich unterscheidet sich Jomini von Beaufre kaum, da Jomini ebenfalls die Überraschung sowie Initiative auf operativer Ebene, sowie die Überraschung auf taktischer Stufe unterstreicht. Der eigenen Sicherheit, um die Handlungsfreiheit zu gewährleisten, misst Jomini durch seine Gewichtung der Nachrichtenbeschaffung die ihr gebührende Bedeutung zu.

Jomini (1994) über vorbehaltene Entschlüsse: "...un général capable ne doit jamais se mettre en marche sans avoir deux ou trois partis pris sur les hypothèses vraisemblables qu'offrirait la situation respective des armées, et que ces partis pris soient fondés sur les principes" (S. 291).

Ebenfalls nennt Jomini (1994) sein Vorgehen gegen ein Volk in Waffen, gegen das vierte strategische Modell Beaufre's:

Les moyens de réussir dans une telle guerre sont assez difficiles: déployer d'abord une masse de forces proportionée à la résistance et aux obstacles qu'on doit renconter; calmer les passions populaires par tous les moyens possibles; les user par le temps; déployer un grand mélange de politique, de douceur et de sévérité, surtout une grande justice; tels sont les premiers éléments de succès (S.42).

Es zeigt sich also, dass das Gedankengebäude Jomini's durchaus indirekt Strategie beinhaltet. Nämlich genau dort, wo konventionelles Vorgehen der direkten Strategie zum Scheitern verurteilt ist: im Guerrillakrieg. Insofern ist der Samen indirekter Strategie nach Beaufre's Verständnis ebenfalls bei Jomini zu finden.

Doch Jomini verheimlicht nicht, dass die Tendenz des nationalen Krieges zum Totalen hin ihm als Soldaten zuwider ist:

Je résume cette discussion par affirmer que sans être un utopien philanthrope ni un condottiere, on peut souhaiter que les guerres d'extermination soient bannies du code des nations, et que les défenses nationales, par les milices régularisées, puissent suffire désormais, avec de bonnes alliances politique, pour assurer l'indépendance des Etats.

Comme militaire, préférant la guerre loyale et chevaleresque à l'assassinat organisé, j'avoue que s'il fallait choisir, j'aimerais toujours mieux le bon temps où les gardes fraçaises et anglaises s'invitaient poliment à faire feu les premières, comme cela eut lieu à Fontenoy, que l'époque effroyable où les curé, les femmes et les enfants organisaient, sur tout le sol de l'Espagne, le meurtre de soldat isolés (Jomini, 1994, S.43-44).

 

Schlusswort

Auf der Suche nach wenigen allgemein gültigen Grundsätzen der Kriegskunst, entwickelte Jomini eine Methode, die zumal didaktisch, empfehlend wie auch reduzierend ist:

...his [Jomini's] general approach to the problem of war, abstracting it from its political and social context, emphasizing decision-making rules and operational results, turning warfare into a huge game of chess, has been surprisingly durable. Jomini, more than Clausewitz, deserves the dubious title of founder of modern strategy (Shy, 1994, S.144).

Dieses Vorgehen findet seine Fortsetzung in Grundsätzen der Kriegsführung resp. in Grundsätzen der Gefechtsführung, wie sie in der Taktischen Führung 95 benannt werden, die in jeder modernen Streitmacht angewendet werden.

Die verkürzte Darstellung des strategischen Gedankengebäudes Moltke's, Liddell Hart's sowie Beaufre's und deren Gegenüberstellung mit demjenigen Jomini's zeigt doch, dass die Konzeptionen einander weitgehend ähneln, wenn nicht sogar miteinander übereinstimmen. Dies lässt den Schluss zu, dass es so etwas wie Prinzipien der Kriegskunst auf strategischer Ebene gemäss Jomini's Forderung, die unabhängig vom Technologiewandel existieren, auch tatsächlich gibt. Interessant wäre nun auch eine Untersuchung, ob sich Jomini's Grundsätze der Kriegskunst wohl auch auf Staaten übertragen lassen, deren Streitkräfte hoch technologisiert und elektronisch vernetzt sind. Aber eine solche Betrachtung des Cyber-Wars sei Thema einer folgenden Arbeit.

Doch zum Abschluss sollen hier nochmals folgende Worte Jomini's über die tatsächliche Komplexität der Krieges in Erinnerung gerufen werden: "...la guerre est un grand drame, dans lequel mille causes morales ou physiques agissent plus ou moins fortement, et qu'on ne saurait réduire à des calculs mathématique" (Jomini, 1994, S.13).

 

Anhang

 

Tabelle 1: Das strategische Denken Jomini's im Überblick


strategi-
sche
Ebene
Œ Diplomatie: Wahrung des politischen Gleichgewichtes (Allianzen); Schaffen von guten diplomatischen Ausgangsbedingungen für eine Kampagne. Poli-
tik
 Kriegspolitik: Festlegen des Kriegszweckes Bereich

der

Armee

/Gene-
rals

Ž Militärpolitik: untersucht militärisch relevante Aspekte, die Operationen beeinflussen.

Mittel

1. Nachrichtendienst


operative Ebene
ΠStrategie

Zweck

1. Schaffen der besten Ausgangsbedingungen für die eröffnende Operation;

2. Das Gros der Armee auf den wichtigsten Punkt eines Kriegsschauplatz bringen.

Mittel

Das Strategische Schachbrett (Wahl der Operationsbasis; Festlegen der Operationsziele; Bestimmen der Operationslinien; Bestimmen der wichtigen geographisch-strategischen Punkte; Erkennen der künstlichen und natürlichen Hindernissen; Bestimmen der Fluchttreffpunkte)

 Logistik

Zweck

Umsetzung der Strategie in die Praxis

Mittel: der Generalstab

1. Nachrichtendienst (Spionage; Erk; Aufkl)

2. Täuschung durch geschicktes Manövrieren

taktische Ebene Πla grande tactique

Zweck

  • Gutes Planen und Durchführen von Schlachten
  •  Ingenieurwesen: Wissen über Ag und Vtg von Befestigungen

    Ž la tactique de détail: bestimmt Einsatz und Verwendung der Truppen; legt die Art und Weise der Ausführung fest.

    Mittel

    1. Ag

    2. aktive Vtg

    3. Täuschung

    Vorgehen 1. Das Gros der Armee sukzessive auf die entscheidenden Punkte bringen;

    2. Das Gros der Armee so manövrieren, dass es lediglich auf Teile des Gegners stösst (Innere, Äussere, Divergierende sowie Konzentrische Operationslinien);

    3. Die Verbindungen des Gegners unterbrechen;

    4. Geschwindigkeit im Manövrieren resp. in der Mobilität.

     

    Tabelle 2: Das strategische Denken Moltke's im Überblick


    strategi-
    sche
    Ebene
    ΠPolitik: Zielvorgabe

    Zweck

    1. Wahrung der Existenz

    2. Wahrung der Souveränität

    3. Wahrung der Ehre

    Mittel: Krieg

    Staats-
    mann
     Strategie

    Zweck

    1. Bereitstellung der militärischen Mittel

    2. Anwendung militärischer Macht ermöglichen

    Mittel: Präventivkrieg

    Domäne
    des
    Militärs
    operative Ebene Zweck

    1. Umsetzen strategischer Vorgaben in Operationsziele

    2. Deren Umsetzung in die Praxis sicherstellen

    3. Erfolg der eröffnenden Operation gewährleisten

    Mittel

    1. Initiative

    2. Umfassung: 'Kesselschlacht'

    3. Auftragstaktik

    taktische Ebene Zweck

    · gegnerische Streitmacht vernichten

    Mittel

    1. Kampf der verbundenden Waffen

    2. Defensive

    Vorgehen 1. Konzentration der Kräfte in Raum und Zeit

    2. durch Umfassung und Flankenangriff Gegner vernichten

    3. Präventivkrieg

     

    Tabelle 3: Das strategische Denken Liddell Hart's im Überblick

    Strategische Ebene

    ΠPolitik: Zielvorgabe

     Grand Strategy:

    Zweck

    1. Das Leiten und Koordinieren aller Kraftquellen einer Nation resp. Allianz im Hinblick auf die von der Politik gesetzten Kriegsziele:

    è Reserve von Menschen und Material in Rechnung stellen

    è Unterstützung der Streitkräfte

    è Strärkung der geistigen und seelischen Kraft der Nation

    è Kräfteverteilung zwischen den Streitkräfteteilen und zwischen Armee und Industrie

    2. Schaffung eines besseren Friedens

    Mittel

    1. Armee

    2. Wirtschaft

    3. Politik

    4. Ethische Druckmittel

    Operative Ebene

    Strategy: (Kunst des Feldherrs)

    Zweck

    1. Lähmung und Verringerung des Widerstandes, damit sich Kampfhandlungen auf ein Mindestmass beschränken.ð Ideal: Herbeiführung der Entscheidung ohne ernsthaften Kampf.

    2. Abstimmung von Zwischenziel und Mitteleinsatz im Hinblick auf das Endziel.

    3. Erringung des militärischen Sieges.

    Mittel

    · Indirektes Vorgehen: durch

    1. Überraschung und

    2. Bewegung

    den Gegner vorerst aus dem Gleichgewicht bringen, seinen Widerstandswillen schwächen, um ihn schliesslich zu überwinden.

    Taktik

    · Die Taktik liegt in der Sphäre des Kampfes und dessen Durchführung.

    Vorgehen

    8 Maximen, die sowohl auf taktischer als auch auf oprerativer Ebene gelten:

    Konzentration von Stärke gegen Schwäche

    1. Stimme dein Ziel auf die zur Verfügung stehenden Mittel ab.

    2. Verliere das Ziel nie aus den Augen.

    3. Wähle den Weg, den der Gegner am wenigsten erwartet.

    4. Nutze die Richtung des geringsten Widerstandes aus ð Einsatz der Reserve.

    5. Wähle eine Operationslinie, die verschiedene Ziele anbietet und somit bedroht.

    6. Stelle sicher, dass sowohl dein Kampfplan als auch die einzelnen Dispositionen flexibel sind, sodass sie sich den Verhältnissen anpassen.

    7. Wirf dich nie auf einen Gegner, der auf der Hut ist.

    8. Nimm keinen Angriff in der gleichen Richtung oder gleichen Form auf, wenn der erste fehlgeschlagen ist.

     

    Tabelle 4: Das strategische Denken Beaufre's im Überblick

    Strategische Ebene

    ΠPolitik: Zielvorgabe

     Stratégie Totale:

    Zweck

    · Erteilt den Auftrag und bestimmt die Zielsetzungen der Stratégie Générale der folgenden Sparten:

    1. Politik

    2. Wirtschaft

    3. Diplomatie

    4. Armee

    Ž Stratégie Générale:

    Zweck

    · Gruppierung und Verteilung der Aufgaben zu den entprechenden Zweigen innerhalb der Sparte

     Stratégie Opérationelle:

    Zweck

    1. Abstimmung und Entwicklung der Taktik und Technik im Hinblick auf die Stratégie Générale.

    2. Abstimmung der Stratégie Générale im Hinblick auf die gegebenen, aber vorallem auch auf die zukünftigen taktischen und technischen Möglichkeiten.

    Strategie

    Die Strategie ist die Kunst der Dialektik der Willen, Macht zur Lösung ihres Konfliktes anwendend.

    Zweck

    · Die Entscheidung herbeiführen, indem man eine Situation schafft und diese als Gelegenheit ausnützt, in welcher die moralische Desintegration des Gegners soweit herbeigeführt worden ist, dass wir ihn zur Annahme unserer Bedingungen zwingen können.

    Vorgehen

    ΠDirekte Strategie:

    · Die Armee ist zur Herbeiführung der Entscheidung mit Schwergewicht eingesetzte Mittel. ð beinhaltet die Ansätze von Clausewitz und Liddell Hart.

     Indirekte Strategie:

    · Die Indirekte Strategie wird überall dort eingesetzt, wo die Konfliktlösung nicht direkt durch einen militärischen Zusammenstoss gesucht wird, sondern durch einen möglichst indirekten Prozess:

    è politisch (psychologisch)

    è wirtschaflich

    è oder durch aufeinander folgenden militärischen Aktionen, die jedoch durch Gespräche und Verhandlungen unterbrochen und vorbereitet werden ð Salamitaktik

    S=K*F*y *t

    Diese zwei Arten der Strategie schliessen einander nicht aus. sondern sind komplementär; sie harmonisieren im Zusammenspiel.

    2 Maximen:

    1. Wahre die Handlungsfreiheit, indem du jede mögliche gegnerische Reaktion auf deine Handlung vorauszusehen versuchst und eine geeignete Gegenreaktion ausarbeitest.

    2. Ökonomie der Kräfte

     

    Literaturverzeichnis

    Beaufre, A. (1963). Introduction à la Stratégie. Paris: Librairie Armand Colin.

    Beer, A. (1980). General Antoine H. Jomini (1779-1869). Europäische Wehrkunde, 12, 625-626.

    Chaliand, G. (Hrsg.) (1994). The Art of War in World History: from Antiquity to the Nuclear Age. London: University of California Press.

    Comité du Centenaire du Géneral Jomini (Hrsg.) (1969). Général Jomini. Payerne: Musée de Payerne.

    Foerster, R. G. (1989). The Operational Thinking of the Elder Moltke and its Consequences. In Militärisches Forschungsamt Freiburg im Breisgau (Hrsg.), Operational Thinking in Clausewitz, Moltke, Schlieffen and Manstein (2.Auflage) (S. 21-40). Bonn: Verlag E. S. Mittler & Sohn.

    Fuller, J. F. C. (1964). Die entartete Kunst Krieg zu führen. Köln: Verlag Wissenschaft und Politik.

    Handel, M. (1992). Masters of War: Sun Tzu, Clausewitz and Jomini. London: Frank Cass & Co. Ltd.

    Hirzel, W. (1981). Antoine-Henri Jomini (1779-1869). Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift, 6, 357-362.

    Jomini, A. H. (1992). The Art of War. London: Greenhill Books.

    Jomini, A. H. (1994). Précis de l'Art de la Guerre. Paris: Edition Ivrea.

    Jones, A. (1987). The Art of War in the Western World. Oxford: Oxford University Press.

    Krause, M. D. (1991). Moltke and the Origins of the Operational Level of War. In Foerster, R. G. (Hrsg.) Generalfeldmarschall von Moltke: Bedeutung und Wirkung (S. 141-164). München: R. Oldenbourg Verlag.

    Kurz, H. R. (1979). Zum 200. Geburtstag von General Antoine Henri Jomini. Der Fourir, 7, 299-304.

    Liddell Hart, B. H. (o.J.). Strategie. Wiesbaden: Rheinische Verlags- Anstalt GmbH.

    Reichel, D. (1982). La position du Général Jomini en tant qu'expert militaire à la Cour de Russie. In Unité d'enseignement et de recherche de Verte-Rive (Hrsg.), Actes du Symposium 1982 (S. 59-75). Lausanne: Centre d'histoire et de prospective militaire.

    Reichel, D. (1988). Jomini, ein "Anti-Clausewitz"?. Österreichische Militärzeitschrift, 3, 241-247.

    Salewski, M. (1991). Krieg und Frieden im Denken Bismarcks und Moltkes. In Foerster, R. G. (Hrsg.) Generalfeldmarschall von Moltke: Bedeutung und Wirkung (S. 67-88). München: R. Oldenbourg Verlag.

    Shy, J. (1994). Jomini. In Paret, P. (Hrsg.) Makers of Modern Strategy: from Machiavelli to the Nuclear Age (S. 143-185). Oxford: Oxford University Press.

     

    Inhaltsverzeichnis

    Einleitung

    Erster Teil

    Abriss über das Leben von Antoine-Henri Jomini

    Zweiter Teil

    Jomini's strategisches Denken

    Grundsätzliches

    Die Kriegskunst

    Von der Strategie im weiteren Sinne

    Von der Operativen Kunst

    Das strategische Schachbrett

    Vom defensiven und offensiven Krieg

    Vom Generalstab

    Von der Taktik

    Dritter Teil

    Parallelen zu Moltke (1800-1890)

    Strategische Ebene

    Operative Ebene

    Taktische Ebene

    Parallelen zu Liddell Hart

    Strategische Ebene

    Operative Ebene

    Taktische Ebene

    Parallelen zu Beaufre

    Strategische Ebene

    Schlusswort

    Anhang

    Tabelle 1: Das strategische Denken Jomini's im Überblick

    Tabelle 2: Das strategische Denken Moltke's im Überblick

    Tabelle 3: Das strategische Denken Liddell Hart's im Überblick

    Tabelle 4: Das strategische Denken Beaufre's im Überblick

    Literaturverzeichnis

     

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